Maulbronn
Maulbronn -  19.03.2018
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Chor des Evangelischen Seminars gibt vielseitiges Konzert in der Kloster-Winterkirche Maulbronn

Maulbronn. Eine beachtliche Leistung gelang dem Chor des Evangelischen Seminars bei seinem Konzert in der gut besuchten Winterkirche des Klosters Maulbronn. Zum Abschluss des Tags der offenen Tür hatte Seminarmusiklehrer Sebastian Eberhardt mit den 65 jungen Sängern ein vielfältiges Programm vorbereitet, das deren alltägliche Arbeit und Entwicklung aufzeigt.

Ehemalige Seminaristen

Im Mittelpunkt steht zunächst die Messe in D op. 86 von Antonín Dvořák in der originalen Erstfassung für Soli, Chor und Orgel (Erika Budday). Im Solistenquartett sind teils ehemalige Seminaristen zu erleben, die inzwischen im Maulbronner Kammerchor mitsingen oder solistisch in Erscheinung treten – Teresa Frick (Sopran), Johanna Wiebusch (Alt), Johannes Budday (Tenor) und Matthias Heieck (Bass). Ausdrucksvoll gestalten sie das „Christe eleison“ im Kyrie, vor allem aber das Benedictus des 1887 für den liturgischen Gebrauch komponierten Werks.

Im Quartett hebt sich vor allem die Sopranistin mit ihrer volumenfüllenden Stimme ab. Der Bass wirkt etwas blass, behauptet sich aber im Agnus Dei, wo auch die Altistin in der Höhe aufblüht und der Tenor mit seinem feingliedrigen Timbre die „Dona nobis“-Passage klangvoll einleitet. Der Doppelchor zeigt sich mal mit ganzer Kraft (Gloria), mal detailliert und in stimmungsvollen Responsorium-Abschnitten (Credo). Kleine Nuancen in Tonbildung oder Einsatz können freilich noch verbessert werden, im Gedächtnis bleibt dennoch die Lebendigkeit des Chors bei Passagen wie dem freudvollen „Osanna“ im Sanctus und Benedictus oder dem peinigenden „Crucifixus“ im Credo.

Gospels, Popsongs und Choräle

Noch freier und singfreudiger präsentieren sich die 14- bis 18-Jährigen der Klassen 9 bis zwölf im zweiten Teil, der mit Gospels, Popsongs und Bach-Chorälen gestaltet wird. Schwungvoll und gut aufgebaut etwa der a cappella gesungene Traditional „Freedom is coming!“ oder das differenzierte Spiritual „If we ever needed the Lord before“, bei dem neben den Bassstimmen auch die Sopranstimme von Hannah Leyhausen leuchtet.

Ein schmissiges Solo legt der junge Tenor Aaron Gölz bei „Joshua fit the battle of Jericho“ hin, das Eberhardt am Flügel begleitet. Wie sich die Schüler schrittweise auf das „Zwölfer-Konzert“ vorbereiten und irgendwann ohne Lehrer auskommen, wird bei den einzelnen Klassenliedern von Elton John bis Iván Eröd ersichtlich. Den Abschluss bildet das moderne Vokalwerk „Immortal Bach“ von Knut Nystedt, der Bachs Choral „Komm, süßer Tod“ als Kanon für vier Gruppen bearbeitet hat, sowie zwei umrahmende, ruhige A-cappella-Chorsätze aus Bachs Matthäuspassion. Stehender Applaus für die jungen Akteure.

Autor: Anita Molnar