Maulbronn
Maulbronn -  07.08.2018
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Klingende Biografie: Orgelmatinee mit Ingo Bredenbach

Maulbronn. Kaum ein anderer Komponist hat das „Gloria In Excelsis Deo“ so ernsthaft, aber auch so fröhlich in Musik verwandelt, wie Johann Sebastian Bach in seinen Orgelwerken. Und wenn dieses musikalische Gotteslob an einem heißen Sommertag unter den gemalten Himmelsblüten des Kreuzgewölbes in der kühlen Maulbronner Klosterkirche erklingt, dürfen andächtige Zuhörer ihre Seele erholsam baumeln lassen.

Für die Maulbronner Orgelmatinee hatte der Tübinger Stiftskirchen-Kantor und Orgel-Dozent Ingo Bredenbach am Sonntag eine schöne Programmidee – nämlich eine „klingende Biografie“ Johann Sebastian Bachs in aneinandergereihten Orgelkompositionen, die auf den verschiedenen Lebensstationen des barocken Großmeisters entstanden sind.

In norddeutscher Tradition

Einleitend interpretierte Bredenbach Stücke aus den „Neumeister-Chorälen“, die um 1700 in Ohrdruf und in der Michaelsklosterschule in Lüneburg von dem Schüler Bach komponiert wurden. Die drei Orgelchoräle „Jesu, meine Freude“ (BWV 1105), „Christus, der ist mein Leben“ (BWV 1112) und „Herr Gott, nun schleuß den Himmel auf“ (BWV 1092) sind Beispiele dafür, wie sich der jugendliche Komponist die norddeutsche Orgeltradition aneignete.

Aus Bachs Arnstadter Zeit spielte Bredenbach die Choralbearbeitung zu „Ein feste Burg ist unser Gott“ (BWV 720), aus der Mühlhausener Zeit präsentierte der Tübinger Organist mit lebhaften Läufen und markanten Doppeltrillern die virtuos wiedergegebene Spielfuge „Toccata e-Moll“ (BWV 914). Dem Wirken Bachs in Weimar ordnete Bredenbach „Präludium und Fuge A-Dur“ (BWV 536) zu, wobei der Interpret den zart lyrischen Ausdruck des Vorspiels klangschön gestaltete. Die Wirkungsstätte Köthen war mit „Präludium und Fuge d-Moll“ (BWV 539) vertreten, aber auch die Leipziger Epoche erklang.

Dabei verstand es Bredenbach meisterlich, den vollen Klang der Maulbronner Grenzing-Orgel zu entfalten und die unterschiedlichen Charaktere der gebotenen Werke in Dynamik und Register-Farben schlüssig herauszuarbeiten.

Autor: Eckehard Uhlig