Live-Konzert und Schmankerl: Das „delian::quartett“ gastiert im Maulbronner Kloster
Maulbronn. Das Glück musiziert auf 16 Saiten. Aufführungen von Werken altenglischer Meister und von Joseph Haydns legendärem Streichquartett G-Dur op.77 Nr.1 durch das „delian::quartett“ wurden im Maulbronner Kloster zum Ereignis. Endlich wieder ein Live-Konzert und Schmankerl für die hörende Fantasie – den verqueren Corona-Zeiten mit ihren Abstands- und Hygieneregeln zum Trotz. Die Klosterkonzerte waren erstmals in dieser Saison wieder präsent und versprühten musikalisch motivierte Lebensfreude.
Vor allem die Haydn-Komposition, die nach der Widmung für einen Sponsoren-Fürsten zu den sogenannten Lobkowitz-Quartetten zählt und als beglückendes Meisterwerk in den letzten Lebensjahren des Wiener Klassikers entstanden ist, begeisterte in einer Wiedergabe aus einem Guss. Die vier Streicher (Adrian Pinzaru und Andres Moscho, Violinen; Lara Albesano, Viola; Hendrik Blumenroth, Violoncello) intonierten mit gehörigem Drive, kraftvoll und markant, federnd gespannt. Was nicht heißen soll, dass die kontrastreichen Farben der vier Sätze und ihre dynamisch vielfältige Ausgestaltung auf der Strecke geblieben wären – im Gegenteil.
Im Lichte heller Klarheit strahlte der fröhliche, akzentreich spielfreudige erste Satz („Allegro moderato“). Eher feierlich bedächtig und liedhaft gedämpft folgte das „Adagio“, das die Interpreten in wunderbarer Balance zwischen Erregung und Stille modellierten und mit bezauberndem Pianissimo ausklingen ließen. Den dritten Satz, ein „Menuett.Presto“, gaben die vier Streicher mit tempera-mentvoller Rasanz, die in virtuoser Meisterschaft aufleuchtete. Ein strömend wirbelndes Finale („Presto“) beschloss das Werk. Beeindruckend dabei, mit welcher Wachheit die Quartett-Gesprächspartner aufeinander hörten.
Davon und von der scheinbar mühelosen Geschmeidigkeit, von der Dichte, Vitalität und Klangschönheit mit der Delian zu musizieren versteht, profitierten auch die für Streichquartett bearbeiteten frühbarocken Miniaturen von William Byrd und Henry Purcell, die das einstündige Programm einleiteten. Locker und flott eröffnete Byrds „Sing joyfully“ den Konzertabend. Seine Musik und selbst Purcells schillernde „Fantazias“ und tänzerischen Sätze „Pavane“ und Chaconne“ in Moll-Tonarten teilten gleichsam nur eines mit: „Bloß keine Traurigkeit!“
Davon ließ sich das auf den Bänken und Stuhlreihen der Klosterkirche weiträumig platzierte, zahlenmäßig begrenzte Hörer-Publikum anstecken und spendete herzlichen Applaus. Beide aufeinanderfolgenden, programmgleichen Abendkonzerte waren seit Tagen ausverkauft.
