Maulbronn
Maulbronn -  04.06.2018
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Magdalena Müllerperth spielt bei Klosterkonzerten in Maulbronn

Maulbronn. Was löst die Begeisterungsstürme aus, wenn Magdalena Müllerperth bei den Maulbronner Klosterkonzerten einen Klavier-Abend gibt? Da ist einmal der Heimspiel-Bonus der Maulbronner Jugendmusik-Botschafterin. Viele Musikfreunde in der Region haben ihren Aufstieg zur Meisterpianistin aus der Nähe erlebt.

Da ist zum anderen ihr jugendfrischer Charme, mit dem sie am Flügel musiziert. Zudem das facettenreiche Repertoire, über das sie verfügt und damit unterschiedlichste Musikvorlieben anspricht. Vor allem aber sind es der Schwung ihrer Interpretationen, der Glanz und die Kunstfertigkeit. Von der Attacke bis zum lyrischen Hauch sind alle dynamischen Wertigkeiten vertreten. Ihr Klavierton leuchtet kristallklar. Die Präzision ihres Spiels lässt selbst bei fingertechnisch atemberaubenden Laufpassagen keine Verwischungen zu. Dabei achtet Müllerperth peinlich genau auf die strukturelle Geschlossenheit der von ihr gespielten Kompositionen.

Höchst anspruchsvoll

Die Wiedergabe von Mozarts Sonate Nr. 10 C-Dur (KV 330) leitet ihr Konzert im Laienrefektorium des Klosters ein. Das heitere Werk, auf dem keinerlei Schatten liegen, erfreut in Maulbronn mit einem fein perlenden, verspielten ersten Satz (Allegro moderato), einem liedhaften Andante-Mittelsatz und einem ausgelassen hüpfenden Allegretto-Finale mit lustig eingefügten Ton-Spitzen, die wie Ausrufezeichen wirken. Dann folgt mit Paul Hindemiths fünf-sätziger „Suite 1922“ (op. 26) ein klavieristisches Hammerstück. Müllerperth gelingt es hervorragend, die widerstreitenden Kräfte der technisch anspruchsvollen Komposition herauszuarbeiten, die wetterleuchtend vulkanische Energie und Aggressivität in prasselnden Passagen zu bündeln und die herbe Melancholie der Impulsfolgen mit perkussiver Härte zu pointieren. Es ist eine virtuose Meisterleistung, das wilde Gehämmer im militaristisch anmutenden „Marsch“ (erster Satz) und die wolkig verdämmernden, schrägen Klangflecken im dritten Satz („Nachtstück“) miteinander in Balance zu bringen.

Nach der Pause gibt die Pianistin Claude Debussys Phantasiestück „L’isle joyeuse“ nach zarter Trillerketten-Einführung mit farbintensiv hingetupften Tonfolgen, die sich zu dramatisch voluminösen Klangbildern formen. Kontrastreich dann die konzentriert interpretierten „Variations sérieuses“ (op. 54) von Felix Mendelssohn Bartholdy – teils kraftvoll markant, teils mit elektrisierenden Spiccato-Phrasen, aber auch mit Empfindungs- und Seelentiefe ausgeführt. Igor Strawinskys als Programmschluss vorgetragene „Trois movements de Pétrouchka“ zeichnen sich durch maschinenhaft vorwärtstreibende Rasanz aus und durch burleske Klang-Arrangements, aus denen Finger-Feuerstürme Funken schlagen.

Der nicht endenwollende Applaus wird mit einem romantisch verträumten „Ständchen“ von Franz Schubert belohnt.

Autor: Eckehard Uhlig