Maulbronn
Maulbronn -  02.05.2020
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Maulbronner Stadtverwaltung fasst Probelauf für „Tiefen See“ ins Auge

Maulbronn. Es ist noch gar nicht lange her, dass eine Mehrheit im Maulbronner Gemeinderat dafür votiert hat, den „Tiefen See“ vom Naturfreibad in einen offenen Badesee umzuwidmen. Für so manchen Stammgast am Gewässer war diese Entwicklung schon damals ein nur schwer zu schluckender Brocken. Doch in Zeiten der Corona-Krise werden leidenschaftliche Schwimmer und Liegewiesenliebhaber nun sogar auf eine noch härtere Probe gestellt. Denn in der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend – der ersten öffentlichen seit gut zehn Wochen – wurde eifrig und kontrovers darüber diskutiert, ob der „Tiefe See“ in diesem Jahr angesichts des Ausnahmezustands und der damit verbundenen Verordnungen überhaupt geöffnet werden soll.

Bei der Sitzung, die diesmal in der geräumigen Stadthalle mit gebührender Abstandshaltung durchgeführt wurde, kristallisierten sich zwei grundsätzliche Positionen heraus. Während Bürgermeister Andreas Felchle, der als Stadtoberhaupt für die Durchsetzung der Corona-Beschränkungen verantwortlich ist, dafür plädierte, den „Tiefen See“ aus Sicherheitsgründen dieses Jahr lieber geschlossen zu halten und die Öffnung auf 2021 zu verschieben, setzten sich nicht wenige Ratsmitglieder zumindest für eine „kon-trollierte Öffnung“ des beliebten Badegewässers ein. Letztlich einigte sich das Gremium darauf, zuerst einen Probelauf für den See in die Wege zu leiten und dann anhand der daraus resultierenden Ergebnisse eine Entscheidung zu treffen. „Wir können uns auf diesen Kompromiss einigen, aber glücklich bin ich damit nicht“, machte Andreas Felchle keinen Hehl aus seiner Gemütslage und ergänzte: „Ich halte eine Öffnung zwar für problematisch, würde mich aber dennoch freuen, wenn die Sache klappt.“

Völlig realitätsfremd

Zuvor hatte der Rathauschef eindringlich versucht, die Ratsmitglieder auf seine Seite zu ziehen, indem er die zahlreichen Unwägbarkeiten im Fall einer Öffnung schilderte. Das fange bei den Regelungen für Umkleiden, Duschen und Toiletten an und höre bei der Kontrolle der einzuhaltenden Beschränkungen auf, was überhaupt nicht zu leisten sei, zumal es keinen Bademeister-Dienst mehr gebe, so Felchle. Außerdem hege er die Befürchtung, dass, sobald die Nutzung des Sees freigegeben würde, die Sache womöglich nicht mehr zu bremsen sei. Und Badegäste, die gegen die Landesverordnungen verstießen, müsste man wegen der rechtlich eindeutigen Lage dann regelrecht verjagen. Auch empfinde er es als völlig realitätsfremd, wenn Gäste nur kurz zum Schwimmen kämen und sofort wieder verschwänden. „Der Tiefe See ist halt nun mal eine Einrichtung, die generell zu Menschenansammlungen einlädt. Das macht es besonders schwer, die Verbote durchzusetzen“, erläuterte Felchle die Problematik.

Vorschlag: „Probebetrieb“

Das wollten auch die Ratsmitglieder nicht in Abrede stellen. Doch Till Neugebauer (SPD) gab zu bedenken, dass den Bürgern in der Krisenzeit nicht viel Abwechslung geboten werde und machte daraufhin den Vorschlag, mithilfe eines „Probebetriebs“ unter Einhaltung der geltenden Corona-Verordnungen zu testen, ob eine Öffnung des Badegewässers möglich sei. Dieser Meinung schlossen sich weitere Gremiums-Mitglieder an. Darunter auch CDU-Stadtrat Hans-Peter Lehner, der an den Ratsbeschluss erinnerte, den „Tiefen See“ in einen „offenen“ Badesee umzuwandeln. „Die Öffnung des Sees wäre auf alle Fälle eine Riesen-Erleichterung für die Maulbronner Bürger“, so Lehner, der in Sachen „Probelauf“ auch Unterstützung von LMU-Sprecher Peter Wilhelm erhielt. „Wenn das nicht funktioniert und es zu Menschenansammlungen auf der Liegewiese oder am Ufer kommt, ist der Versuch gescheitert und wir müssen die Tore schließen“, skizzierte Wilhelm die Konsequenz.

Autor: pep