Maulbronn
Maulbronn -  18.02.2025
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Streiterei am Bahnhof Mülacker eskaliert: Messerspitze bricht ab und bleibt im Schenkel stecken

Maulbronn. Am 1. Dezember 2023 waren im Bahnhof Mühlacker zwei Afrikaner aneinandergeraten: Der 42-jährige A. aus Ghana und der 33-jährige H. aus Nigeria. In den Polizeiprotokollen steht, dass die Männer sich zunächst angeschrien hätten, bevor es körperlich wurde. Der Ghanese habe den Nigerianer mit einem Schlüssel an die Stirn geschlagen, woraufhin dieser stark blutete und im Krankenhaus ambulant versorgt werden musste.

Foto: BRH - stock.adobe.com

Unglücklicherweise trafen die beiden Kontrahenten am selben Abend am Bahnhof Mühlacker erneut aufeinander. Der Streit eskalierte – und plötzlich war ein Messer da, wie bei der Hauptverhandlung am Dienstagmorgen im Amtsgericht Maulbronn mehrere Zeugen berichteten. A. habe dem Mann aus Nigeria mehrere tiefe Schnittwunden im Gesicht, an den Händen und am Bein zugefügt, heißt es in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft. Erschwerend käme hinzu, dass bei der Aktion allem Anschein nach die Messerspitze abgebrochen und im Schenkel des H. steckengeblieben sei. Erst jetzt, mehr als ein Jahr später, habe man die Ursache für dessen anhaltende Schmerzen, nämlich die abgebrochene Metallspitze, gefunden und operativ entfernt. Die herbeigerufene Polizei hat an jenem Abend gegen 22 Uhr die Streitenden getrennt, bei ihnen einen Alkoholtest durchgeführt (der jeweils positiv ausgefallen ist), vernommen und den Nigerianer wieder zurück ins Krankenhaus gebracht.

Wie bei Strafsachen üblich, hatte der Richter, Direktor am Amtsgericht Bernd Lindner, einige Mühe, aus sechs Zeugenaussagen einen plastischen, in sich stimmigen Tathergang herzuleiten. Und wie immer gab es auch hier sehr widersprüchliche Aussagen. A. habe seine Frau vor dem Nigerianer H., der ihn und seine Gattin provoziert habe, schützen wollen, und dann sei das Messer, das auf dem Boden gelegen habe, in seine Hand geraten. Nur zur Verteidigung habe er das Messer gegen H. gerichtet. Als Zeuge und Nebenkläger trat danach H. in den Zeugenstand und erzählte, wenig überraschend, eine ganz andere Geschichte. Ja, sagte der Nigerianer, es hätten zwei Auseinandersetzungen am selben Abend stattgefunden, aber das Messer habe A. mit sich geführt und nicht zufällig am Boden gefunden. Außer dem folgenreichen Gefuchtel mit dem Messer habe A. ausgesprochen, er wolle ihn, H., umbringen. Der zweite Zeuge, der Inder S., konnte wegen Sprachproblemen keine klaren Angaben machen und verstrickte sich in Widersprüche. Ein weiterer Zeuge, ein Freund des Angeklagten, wurde gehört.

Er sei nur beim ersten Kampf anwesend gewesen, habe aber nicht viel gesehen. Danach gaben zwei Polizeibeamte aus Mühlacker ihre Erklärungen ab und bestätigten, beide seien „extrem aufgeheizt und aggressiv“ gewesen. Der Vorschlag des Richters, die Verteidigerin des Angeklagten, Rechtsanwältin Zeynep Kardeniz, möge den Angeklagten A. zu einer Entschuldigung und einem Schuldeingeständnis bewegen, was sich mildernd auf das Strafmaß auswirken könne, brachte kein Ergebnis. A. beharrte nach der Sitzungspause, er sei provoziert worden und habe nur seine Frau und sich vor H. schützen wollen. Mit der Vertreterin der Staatsanwaltschaft, Rechtsreferendarin Helena Hergert, und der Verteidigung wurde ein Folgetermin anberaumt.