Mönsheim
Mönsheim -  30.03.2018
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Moderner Blickfang in Mönsheims Mitte - Gemeinde setzt künstlerisches Projekt mit der Hochschule Pforzheim um

Vier Meter lang ragt sie in die Höhe. Auf dem Platz zwischen dem Rathaus, dem Bergfried und dem gegenüberliegenden Berg, der Keltenschanze, zieht die silberne Stele von Stephanie Lindner die Blicke auf sich. Diese Woche wurde sie in Mönsheim aufgestellt.

Auf der Edelstahlskulptur ist eine Art Ortsplan dargestellt, mit angedeuteten Straßenzügen und knappen Infos zur Ortsgeschichte. Und zu den wichtigsten Bauwerken: der romanischen Nikolauskirche, der Alten Kelter und dem Bergfried als Überbleibsel der ehemaligen Diepoldsburg. Alt kontrastiert mit Neu – eine solch moderne Präsentation in Kommunen ist ungewöhnlich und mutig.

Vorangegangen war dem Projekt eine Begegnung zwischen dem Mönsheimer Bürgermeister Thomas Fritsch und der Kuratorin und Kunstberaterin des Enzkreises, Regina Fischer, anlässlich einer Ausstellungseröffnung des Landratsamts im Jahr 2014. Idee war es, Infotafeln gestalten zu lassen. „Ein lang gehegter Wunsch des Gemeinderats“, erinnert sich Bürgermeister Fritsch.

Fischer war es auch, die den Kontakt zum Fachbereich Skulptur der Hochschule für Gestaltung herstellte. Mit Professor Abraham David Christian und dem Lehrbeauftragten Vito Pace hatte sie schon mehrere Projekte realisiert, etwa „Pforzheim Dreidimensional“ und „Enzkreis Grenzstein“.

Christian und Pace erarbeiteten mit Studierenden verschiedene Entwürfe. Es entstanden eher eigenständige, künstlerische Projekte als herkömmliche Ortsinformationstafeln. Zunächst wurden an der Hochschule drei Studierende ausgewählt. Sie präsentierten ihre Entwürfe, Skizzen, und Modelle dem Gemeinderat. Dort fiel die Entscheidung für die Stele von Stephanie Lindner aus Öschelbronn. Sie entstand in einem langwierigen Prozess aus Skizzen, einem kleinen Holzmodell über ein 1,50 Meter großes Modell, das in der Lehrwerkstatt bei Porsche in Weissach in Stahl gegossen wurde.

An Litfaßsäulen angelehnt

„Meine Idee war angelehnt an klassische Litfaßsäulen, um Infos weiterzutragen, hat sich aber weiterentwickelt“, sagt die 25-Jährige. Der Gemeinderat habe positiv auf den modernen Entwurf reagiert. „Die Leute sind sehr aufgeschlossen.“ Damals studierte sie visuelle Kommunikation an der Pforzheimer Hochschule, machte dann ihren Master und hielt auch später an dem Projekt fest. Jetzt arbeitet sie als Junior Art Director bei der Böblinger Firma Star Cooperation.

Formal steht das Material Edelstahl für Modernität. Die kristalline Struktur nimmt den benachbarten Kirchturm und die Dreiecksgiebel der umgebenden historischen Gebäude auf. Die Höhe hat Lindner sorgfältig bestimmt, an einem Tag Anfang 2017 bei Schneefall. „Da haben wir bis zu vier Meter hohe Kartons aufgestellt, um herauszufinden, dass es diese Größe tatsächlich braucht, um gegenüber dem neuen Rathaus zur Geltung zu kommen“, so die Designerin. Die Stele soll sich im Gefüge der umgebenden Bebauung behaupten können, jedoch auch nicht zu dominant wirken.

Die technische Umsetzung erfolgte in der Mönsheimer Schlosserei von Peter Schietinger, die sich erstmals um ein derart großes Objekt kümmerte. Es sei ein Gemeinschaftswerk von mehreren Kollegen gewesen, sagt er.

„Für Besucher, aber auch für die Menschen, die im Ort wohnen, soll die Stele identitätsstiftend sein. Sie soll zeigen: Das ist unser Standort“, sagt Fischer. Die Stele steht auf dem Boden – ist also immer Landmarke, die einen Standort bestimmt. Standortbestimmung sei eine zentrale Frage unserer Gesellschaft, so Fischer weiter, hoch aufragend als Zeichen von Mut und Weitsicht. Die Kunstberaterin lobt die Zusammenarbeit aller Beteiligten, die offene Begeisterung für junge Ideen. „Ich bin sicher, dass die Stele für Gesprächsstoff über den Ort hinaus sorgen wird.“

Autor: Michael Müller