Alte Ziegelei: ein Rückblick mit Augenzeugen und Impressionen von schwitzenden Männern an den Brennöfen
Mühlacker. Impressionen von schwitzenden Männern im Unterhemd an den Brennöfen der Alten Ziegelei, der 91-jährige Kurt Buhl aus Mühlacker als Zeitzeuge, der auf dem Gelände gelebt und gearbeitet hat, und ein Exkurs in die Römerzeit Mühlackers: Das waren die drei Themenbereiche, mit denen der Historisch Archäologische Verein (HAV) Mühlacker am Freitagabend rund 200 Besucher in den Uhlandbau lockte.
Vorab konnte überdies eine Broschüre des HAV ergattert werden, die vom Werden und Vergehen der Mühlacker Weltmarke Ziegel handelte. Denn von 1840 bis 2009 prägte das Ziegelwerk die Senderstadt als Arbeitgeber und größtes Ziegelwerk in Württemberg, das allein von 1904 bis 1906 zwölf bis 14 Millionen Dachziegel pro Jahr produzierte. Der letzte der insgesamt sieben Inhaber, die Züricher Ziegeleien, entwickelte die Ziegelei dann von 1958 an konstant mit neuen Technologien weiter, stellte aber im Jahr 2009 die Produktion wegen einer schlechten Auslastung ein.
Zeitzeuge kommt mit Familie
„Mit so einem Zulauf haben wir nicht gerechnet“, sagte HAV-Vorstandsmitglied Wolfgang Rieger erfreut in seiner Begrüßung. „Als Kind war die Ziegelei für mich ein interessanter Abenteuerspielplatz, der frei zugänglich war“, berichtete Rieger. Manfred Rapp ging dann auf die Zeit der Römer in Mühlacker ein, die bereits vor 1800 Jahren anhand des reichhaltigen Lehmvorkommens Ziegel brannten. Und er berichtete, dass in den Lehmgruben der Ziegelei unter anderem eine Rentierstange, ein Mammutstoßzahn und Keramiken aus keltischen und römischen Siedlungen gefunden wurden. Als noch lebender Zeitzeuge war Kurt Buhl mit seiner Familie gekommen. Er lebte 40 Jahre in der Ziegelei. Das berichtete Edelgard Gressert-Zeidler.
Zu guter Letzt machte der Dokumentarfilm von Alfred Grupp aus Mühlacker mit dem Titel „Aus und Vorbei“ noch einmal deutlich, wie wichtig die Ziegelei für die Stadt Mühlacker und ihre Bürger war.
Neue wichtige Funktion
Mit der geplanten Umgestaltung wird dem rund 22 Hektar großen Gelände wieder Leben eingehaucht und eine neue wichtige Funktion zuteil. Seit Jahren schon befassen sich Verwaltung und Gemeinderat mit dem Thema. Nun soll es endlich schneller vorangehen. Vor kurzem erst wurde ein Fachbüro mit der Weiterentwicklung des städtebaulichen Entwurfs beauftragt – also mit der Erstellung des Konzepts, wie die Ziegelei dereinst aussehen soll (PZ berichtete). Die Arbeiten der Fachplaner werden seitens des Landes mit 50 Prozent bezuschusst. Das Auftragsvolumen umfasst etwa 67 000 Euro.