Mühlacker
Mühlacker -  21.11.2021
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„Ausbilder Schmidt“ lässt im Uhlandbau die Panzer vorfahren.

Mühlacker. Seine Comedy-Figur „Ausbilder Schmidt“ lässt Holger Müller (52) seit 2001 in zackigem Befehlston von den Bühnen der Republik brüllen und bellen. In Bundeswehruniform hat der aus Idar-Oberstein stammende Komiker mit dem korallenroten Barett seither neun Soloprogramme bestritten, Bücher, CDs und eine Action-Komödie vorgestellt und 2011 in Kundus und Masar-e Scharif stationierte Soldaten unterhalten.

Im Uhlandbau gastierte er 2016 mit „Weltfrieden – notfalls mit Gewalt“ und am Freitag mit der aktuellen Show „Schackeline, fahr’ der Panzer vor“. Schlag 20 Uhr beginnt sein Programm mit einer eigenwilligen Version des Hits der Neuen Deutschen Welle „Ich will Spaß“ – allerdings fährt bei Ausbilder Schmidt der Panzer „einhundertzehn“ und „schubst die Rentner aus dem Verkehr“. Ins Hier und Jetzt findet Ausbilder Schmidt mit einer satirischen Spitze zu den potenziellen männlichen Nachfolgern von Annegret Kramp-Karrenbauer: Schmidts Vorschläge: Kevin Kühnert oder Anton Hofreiter.

Hörbare Resonanz im Publikum löst seine „kreative“ Anregung zur Eindämmung der Pandemie aus: Schmidt fordert, dass die erste Stadt, die eine 800er-Inzidenz erreicht, das Atommüll-Endlager bekommen solle. Danach trägt er „Feldpost“ – Zuschriften oder Zitate aus dem Publikum – vor, wie beispielsweise: „Töchter jammern bis 16 nach einem Pferd. Mit 17 kommen sie mit einem Esel heim“. Das zieht. Auch die von Ausbilder Schmidt rasch verlesene, missglückte Befragung eines Ehekrüppels löst im Saal Heiterkeit aus. Kostprobe: „Fühlen Sie sich von Ihrer Frau dominiert?“ – „Nein, tut er nicht!“.

In konsequent durchgehaltenem Kasernenton betont Ausbilder Schmidt bei Verben immer ganz besonders die letzte Silbe – wie Grönemeyer in manchen seinen frühen Songs oder, wenn auch deutlich leiser, Yella Haase als Schülerin Chantal in „Fack ju Göhte“. Das erfordert im Befehlsmodus kräftige Stimmbänder und wäre auf Dauer vielleicht doch etwas eintönig – daher zeigt sich Schmidt nach der Pause kurz als Holger Müller: ohne Barett und dunkle Brille. Einen Moment sinniert er über den Klimawandel, der „große Lösungen braucht“ – und überrascht mit „Ein bisschen Frieden“ und Reibeisenstimme und den Schmidt’schen Ausblick auf 2060: „Die Polen haben alle gestohlenen Autos zurückgegeben – somit ist Polen autofrei!“. Doch er kontert sogleich selbst: „Lassen wir die Polen-Witze, ich bekomme keine deutsche Krankenschwester.“ Das Gastspiel im Uhlandbau klingt mit kräftigem Applaus und teils gesungenen Zugaben aus.

Autor: Robin Daniel Frommer