Bei Alber-Abschied endet eine Ära mit Applaus: Spielleiter und langjähriges Mitglied im Viktoria-Vorstand tritt ab
Mühlacker-Enzberg. Als leidenschaftlicher Fußball-Freund ist der Enzberger Frank Alber gewöhnlich ganz nah dran. Anders sah das kürzlich beim ersten Training nach zweimonatiger Pause aus – wegen der Corona-Pandemie sind nun ja Abstandsregeln einzuhalten. Im krisenbedingt sonderbaren Rahmen passierte auf dem Rasen Ungewöhnliches: Nach fast 15 Jahren als Vorstandsmitglied und noch längerer Zeit als Spielleiter verabschiedete sich Alber von der Mannschaft.
Enzbergs Rekord-Trainer Sascha John tat sich schwer, auf Anfrage der „Pforzheimer Zeitung“ die besondere Begebenheit im Viktoria-Sportpark zu beschreiben. „Das ist ein bisschen blöd gelaufen“, sagte Albers langjähriger Weggefährte angesichts der seltsamen Begleitumstände: „Man konnte gar nicht richtig reden.“ Alber habe aber versichert, wer wolle, könne sich weiter an ihn wenden. Applaus aller Anwesenden war ihm erst einmal gewiss.
„Urgestein der Fußball-Szene“
„Ich gebe noch kein Statement ab“, sagte Alber am Donnerstag. Auf jeden Fall war er über Jahrzehnte ein Fixpunkt im Vereinsleben, zudem „ein Urgestein in der Fußball-Szene“, wie es auf der Internet-Seite der Freien Wähler heißt, für die der 61-jährige Vater erwachsener Zwillingstöchter seit 2014 in Mühlackers Gemeinderat sitzt.
„Nach Feierabend weiter Vollgas“ war der Titel eines PZ-Artikels, in dem der Werkzeugmacher vor der Wahl 2019 den Spagat zwischen Beruf und Ehrenamt beschrieb. Unter anderem Trainer John hatte den Eindruck, dass sich die Prioritäten ein wenig verschoben. Trotzdem galt, was vielleicht auch noch nach Abgabe der Ämter gilt, und Uli Common vom TSV Ötisheim einmal so beschrieb: „Die Viktoria ohne Alber – eigentlich geht das nicht.“ Im Fußball waren Common und Alber früher Gegner, doch abseits des Platzes entwickelte sich eine freundschaftliche Verbindung. Mit seiner offenen Art kommt Alber seit jeher gut an – nur Schiedsrichter zeigten ihm für einen lockeren Spruch die Rote Karte.
Viele kennen Alber einfach als „Joe“. Schon während der Realschulzeit in Mühlacker hat sich dieser Spitzname seines Cousins Joachim auf ihn übertragen.
Gute Laune als Markenzeichen
„Er ist eine Frohnatur, einer, der jeder Mannschaft gut tut“, sagt Sascha John, der mit dem gut zehn Jahre älteren Alber 1994 den Aufstieg in die Kreisliga erkämpfte. Gut eine Dekade später wurde Alber Teil einer zunächst siebenköpfigen Vorstandsriege – und er machte John im Herbst 2005 zum Trainer. Mit der Viktoria, damals in der untersten Klasse nur Mittelmaß, ging es dann wieder bergauf. Nach dem verpassten Aufstieg 2008 war die B-Liga-Meister-Sause zwölf Monate später, im Jahr des 100-jährigen Bestehens, umso schöner. Spieler und Alber sprangen in Enzberg in den Kanal ...
Ein weiterer Höhepunkt war im WM-Sommer 2010 auf dem neuen Platz das Gastspiel des Karlsruher SC: Dem 1:19 gegen den Zweitligisten folgte eine Enzberger Feier bis nach Mitternacht. „Wir haben auf Türkisch ‚Happy Birthday‘ gesungen“, verriet Alber.
Schlagartig im Keller war die Stimmung 2017: Besonders den Spielleiter traf der Tod eines Wegbegleiters auf dem Fußballplatz.
Alber wird man im Clubhaus weiter sehen, etwa lächelnd auf einem Foto mit den Vorstandskollegen Heinz Voges und Jürgen Fix unter dem Motto „Es ist eine Ehre. Kein Amt“. Entstanden war das Bild anlässlich der DFB-Kampagne „Unsere Amateure. Echte Profis“ 2014.
Als Ehrensache betrachtet es Trainer John nun, Alber würdig zu verabschieden. „Da müssen wir uns noch etwas einfallen lassen.“
Ohne Spielleiter steht der Club übrigens nicht da: Seit 2018 unterstützte sein früherer Mitspieler Andreas Rudy Alber schon.