Mühlacker
Mühlacker -  09.01.2020
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Kampf um Fachkräfte: Enzkreis-Kliniken erarbeiten neues Konzept, das Wiedereinsteiger durch größtmögliche Flexibilität ködern soll

Enzkreis: Ein neues Konzept der RKH Enzkreis-Kliniken soll ausgebildeten Pflegekräften nach einer Auszeit den Wiedereinstieg erleichtern. Ziel ist ein flexibles Team, das Pfleger auf den Stationen entlastet.

Ruft man die Internetseite der Regionalen Kliniken Holding (RKH) auf, zu der auch die Enzkreis-Kliniken gehören, füllt ein Satz fast den ganzen Bildschirm: „Pflege deine Karriere!“ Darunter kann man sich mit einem Klick als Pflegekraft in den RKH-Krankenhäusern bewerben. Noch ein Klick, und die Holding wirbt für ihr neues Pflegestudium, das die wichtigen Aufgaben an den Krankenbetten attraktiver machen soll. Die Botschaft ist klar: Die RKH will Pflegekräfte für sich gewinnen. Mit Nachdruck.

Der Grund: Die wichtigen Experten sind rar. Bundesweit fehlen Tausende Pflegerinnen und Pfleger. Auch in den RKH Enzkreis-Kliniken in Mühlacker und Neuenbürg würde man auf den Stationen gerne mehr Kräfte einsetzen. Regionaldirektor Dominik Nusser schätzt, dass in den eigenen Häusern rund zehn Pflegestellen unbesetzt sind: „Und einen Arbeitsmarkt gibt es in diesem Bereich nicht.“ Mit Dirk Geißler, Direktor für Pflege und Prozessmanagement, kämpft er deshalb um Fachkräfte, die aus familiären Gründen oder wegen der Ausbildung eine Auszeit genommen haben – und im normalen Drei-Schicht-System nicht mehr zurück in den Beruf finden.

Auch nach Elternzeit soll der Beruf attraktiv sein

Die Idee sieht folgendermaßen aus: Die RKH baut im Enzkreis ab sofort ein Team auf, das Wiedereinsteiger durch größtmögliche Flexibilität ködern soll. „Die Mitglieder dieses Flexiblen Einsatzpools sollen weitgehend frei einteilen können, wann und wie lange sie arbeiten“, sagt Geißler. So will man zum Beispiel Krankenpflegerinnen in Elternzeit wieder für ihren erlernten Beruf begeistern, indem man ihnen Einsatzzeiten dann ermöglicht, wenn sie eine Kinderbetreuung organisieren können. Oder man will Stundenten gewinnen, die eher Interesse an Einsätzen am Abend oder an Wochenenden haben. Wenn die Mischung hinhaut, hätte man Springer, die rund um die Uhr die Pflegeteams auf den Stationen in den Krankenhäusern unterstützen können – zum Beispiel, wenn sich dort durch Krankheitsausfälle Lücken auftun.

Flexible Arbeitszeiteinteilungen sollen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern. Diese Freiheit hat ein paar Grenzen: Jeder Wiedereinsteiger muss mindestens eine 40-Prozent-Stelle übernehmen und pro geplantem Einsatz mindestens vier Stunden arbeiten. Außerdem mindestens einen Wochenend- oder Feiertagseinsatz monatlich anbieten. Und die Dienstpläne werden immer für zwölf Wochen im voraus aufgestellt.

Dennoch genügend Flexibilität für einige Interessenten: „Die ersten Bewerbungen sind schon da, erste Gespräche geführt“, sagt Geißler. Funktioniert die reaktivierte Truppe organisatorisch, könnte auch den Stationskräften künftig mehr Flexibilität winken. Bislang gilt das Modell für sie nicht. Und auch Bewerbungen sind erst mal nur Wiedereinsteigern und Externen vorbehalten.

Mehr lesen Sie am Freitag, 10. Januar 2020, in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news.

Autor: hei