Mühlacker
Mühlacker -  15.11.2020
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Missionarin Salome Geiger aus Südafrika zu Gast in der Heimat

Mühlacker-Grossglattbach. Salome Geiger ist aufgewachsen in einem gehüteten Elternhaus im kleinen Großglattbach. Als gelernte Erzieherin zog es sie vor neun Jahren in das weit entfernte Afrika. Seither schenkt sie dort Frauen und Kindern aus Menschenhandel und Prostitution neue Hoffnung. Sie gibt ihnen die Sicherheit, die für sie immer selbstverständlich zu sein schien. „Mein Beruf ist nicht ungefährlich“, weiß Geiger. Trotz Morddrohungen lebt Geiger nach wie vor in Kapstadt. Ihre Arbeit konnte sie deswegen aber nicht wie gewohnt fortführen.

Moderner Sklavenhandel ist dort kein unbekanntes Problem. „Die Corona-Pandemie verschärft dieses Problem. Frauen werden arbeitslos und lassen sich für wenig Geld auf Menschenhändler ein, um ihre Familie ernähren zu können“, sagt die Missionarin im Gespräch mit der Pforzheimer Zeitung.

Wegen Corona lebt sie nun seit März wieder in Deutschland. Hier kümmert sie sich um die Öffentlichkeitsarbeit der Organisation Hope Risen, für die sie arbeitet. „Ich hoffe, dass ich im Januar wieder zurück nach Kapstadt fliegen kann“, so Geiger. Weil die Nachfrage an Unterstützung steigt, will ihre Organisation ein weiteres Schutzhaus für Kinder und Jugendliche errichten.

Kinder allein am Straßenrand

„Gerade in dieser Zeit brauchen die Opfer Perspektiven. Wir wollen ihnen zeigen, dass Prostitution nicht ihr einziger Ausweg ist“, erklärt sie. Was die gelernte Erzieherin tattäglich in Südafrika erlebt, macht sie heute noch sprachlos. „Ich finde keine Worte dafür. Ich sehe Kinder, die am Straßenrand warten – entweder auf ihre Mütter, die sich gerade in einem der Lkws prostituieren oder weil sie selbst reinsteigen müssen, um Geld zu verdienen.“ Diese Familien seien angewiesen auf das Angebot von Salome Geiger und ihrem Team. „Oft war es so, dass selbst die Polizei, diejenige war – auch aufgrund von Korruption – die sie vor die Wahl gestellt hat: Entweder du schläfst heute Nacht mit mir, oder ich stecke dich ins Gefängnis. Prostitution ist illegal in Südafrika, aber das Problem ist, dass die Polizei oft Teil von dem Ganzen ist.“ Viele Beamte arbeiteten mit den Menschenhändlern zusammen, weil das Geld gibt, so Geiger.

Ihre Mission habe sie somit darin gefunden, allen Opfern einen Zufluchtsort zu schenken, wo sie mit Liebe empfangen werden und mit der Hilfe von Seelsorgern wieder neuen Mut fassen können. „Wenn ich den Frauen zum ersten Mal begegne, wollen sie mich davon überzeugen, dass sie sich freiwillig prostituieren“, erzählt die Missionarin. Nach jedem weiteren Gespräch werde aber deutlicher, dass sie einfach nur Angst haben. Alle fünf Stunden wird laut Geiger ein Kind in Südafrika als vermisst gemeldet.

Zusammen mit der Regierung arbeitet Geiger auch am Flughafen in Südafrika. Dort versucht sie, mögliche Opfer von Menschenhandel abzufangen, die ins Ausland verkauft werden. Innerhalb eines Jahres wurden so 70 potenzielle Opfer gerettet. „Mir ist klar, dass wir nicht alle retten können. Dafür muss sich in Afrika – aber auch in Europa - noch einiges ändern“, betont sie. Denn Menschenhandel sei selbst heute noch ein globales Problem.

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Autor: Laura Cichecki