Mühlacker Wahrzeichen: Sender in der Schwebe
Mühlacker. In der Mühlacker Gemeinderatssitzung ist die Zukunft des Senderareals erneut zum politischen Thema geworden. Die Liste Mensch und Umwelt (LMU) hatte beantragt, eine erste Rate von 160.000 Euro für den möglichen Erwerb des rund 70.500 Quadratmeter großen Geländes in den Haushalt einzustellen – verbunden mit Verpflichtungsermächtigungen für weitere fünf Jahre. Doch der Vorstoß scheiterte letztlich an haushaltsrechtlichen Bedenken.
Noch zu Beginn war LMU-Chef Klemens Köberle im Rat eindringlich dafür, sich frühzeitig mit der Stadtrolle beim möglichen Kauf auseinanderzusetzen.
Das Gelände sei „ein herausragendes Grundstück“, sagte er. „Da steht unser Wahrzeichen drauf.“ Man müsse diskutieren, welche Möglichkeiten die Stadt habe – und zwar bevor das Areal auf den freien Markt komme.
Auch Rolf Leo, Vorsitzender der Freien Wähler, unterstützte den Ansatz, signalisierte aber Skepsis gegenüber einem vollständigen städtischen Einstieg. „Wir wären froh, wenn sie es weiterhin tun würden“, sagte er in Richtung der Senderretter. Es gebe aber bereits Interessenten, und man sei „not amused“, was auf dem Areal entstehen könnte. Die jährlichen 160.000 Euro seien wieder reinzuholen. Er brachte zudem eine Betreibergesellschaft ins Spiel mit Teilen der Senderretter, „die nicht aussteigen wollen“. Wichtig sei jedenfalls, das Signal zu senden, gemeinsam nach Lösungen suchen zu wollen.
CDU-Chef Günter Bächle blieb hingegen bei einer klaren Linie: Die Finanzlage habe sich nicht geändert und er sehe „keine Schwierigkeiten mit der dort vorgesehenen Nutzung“.
Am Ende unterstrich er: „Kein Geld für den Sender.“ Oberbürgermeister Frank Schneider verwies zudem auf die haushaltsrechtlichen Risiken: Bei der Prüfung des Regierungspräsidiums Karlsruhe werde nicht die Jahresrate, sondern der Gesamtpreis von 800.000 Euro bewertet. Stünde dieser Ertrag im Haushalt, wäre der Etat nach seiner Einschätzung nicht genehmigungsfähig.
Nach dieser Einordnung zog die LMU ihren Antrag zurück und Schneider schlug vor, im Frühjahr erneut in die Diskussion einzusteigen. Abseits des Ratsgeschehens blicken auch die Senderretter, die das Gelände vor fünf Jahren für 500.000 Euro gekauft und seither rund 100.000 Euro investiert haben, wachsam auf die Signale des Gemeinderats. Jürgen Fegert, neben Hans-Bernd Weiner einer der beiden Geschäftsführer der Sender Mühlacker Grundstücks GmbH & Co. KG, sagte im PZ-Gespräch, man sei mit Schneiders Nachfolger Stephan Retter bereits in Kontakt gewesen und wolle eine neue Gesprächsrunde mit der Stadt im Frühjahr abwarten. Eine Betreibergesellschaft, wie Leo es vorschlug, komme nicht infrage.
Ein Verkauf dränge nicht aus wirtschaftlichen Gründen, betont Fegert, sondern wegen des Alters. „Wir machen das nur aus Sorge um die Zukunft.“ Der Altersdurchschnitt der Senderretter liege bei über 70 Jahren. Man wolle deshalb eine Lösung – spätestens bis zum 100-jährigen Jubiläum des Senders und der Stadt im Jahr 2030. Interessenten für das Areal gebe es zwar, doch diese werde man „alle abwickeln“. Der Fokus liegt klar auf der Stadt, sagt Fegert. Man warte nun auch darauf, wie sich der neue Oberbürgermeister positionieren werde. Beim Zustand des Senders gebe es jedenfalls keine Zweifel: Der Mast sei „in einem Top-Zustand“, die jüngste Prüfung habe keine Beanstandungen ergeben, die Tragseile seien frisch gestrichen. Für Fegert steht daher vor allem eines im Vordergrund: „Es geht darum, das Wahrzeichen zu bewahren.“
