Nachhaltigkeit bei Streuobstwiesen: Entdeckungstour beim „Baumflüsterer“ und Apfelexperten aus Dürrmenz
Mühlacker-Dürrmenz. Wenn Apfelwinzer Achim Mayer beim Thema Streuobst und nachhaltige Baumpflege ins Philosophieren gerät, ist er nur schwer wieder zu stoppen. Kein Wunder, hat sich der Betreiber des Mühlacker Mayerhofs, der seit 2014 in Dürrmenz ansässig ist, doch im Lauf der Jahre ein enormes Wissen über Obstanbau angeeignet. Eine Kostprobe davon bekamen am Freitag auch die Karlsruher Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder und Ulrich Kraft, Abteilungspräsident für Landwirtschaft im Regierungspräsidium (RP), bei einer einstündigen Stippvisite in Dürrmenz vor Augen geführt.
Aber auch Daniel Sailer, Enzkreis-Dezernent für Landwirtschaft, Forsten und öffentliche Ordnung, sowie Petra Rauch, die neue Leiterin des Landwirtschaftsamtes im Enzkreis, staunten nicht schlecht, was der Mayerhof an alten und jungen Apfelsorten, Quitten und anderem Tafelobst so alles zu bieten hat. Besonders stolz ist Achim Mayer auf seine verschiedenen Säfte, Liköre, Wein- und Sektkreationen, aber auch auf seine Obstbrände und Destillate, die zum Teil Raritäten sind. So wurde zur Begrüßung der Gäste ein alkoholfreier Secco aus Apfel, Birne und der herben Aronia-Beere gereicht.
Ursprüngliche Aromen
„Sie sind bekannt dafür, bei der Bewirtschaftung, Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst neue Wege zu gehen“, lobte Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder den Quereinsteiger Mayer, der seinen Hof im Nebenerwerb führt und ansonsten als Projektleiter im Baugewerbe tätig ist. Bei einem Urlaub in Südtirol sei er auf den Geschmack gekommen, die ursprünglichen Aromen von Äpfeln, Birnen und Quitten auf möglichst nachhaltige Weise herauszuarbeiten, sagt der Apfelwinzer aus Dürrmenz. Darüber hinaus hält er Vorträge über Obstanbau oder gibt Wissenswertes in Sachen Streuobstpädagogik weiter.
Wissen, wie der Baum tickt
„Jeder Obstbaum unterscheidet sich vom anderen. Deshalb muss man wissen, wie der Baum tickt“, sagt Achim Mayer. Will heißen, dem Baum beim Wachstum und beim Schnitt genügend Spielraum lassen, damit er sich voll entfalten kann und im Ergebnis auch für hocharomatische Früchte sorgt.
Auf einer Fläche von 1,7 Hektar bewirtschaftet Mayer inzwischen 857 Obstbäume. Davon wird etwa die Hälfte als Tafelobst vermarktet. Und in den Kellergewölben des Mayerhofs finden sich sowohl junge Apfelsorten wie Jonagold oder Golden Delicious als auch alte Sorten wie Gewürzluike, Goldparmäne oder Renette. In Planung ist derzeit ein neuer Apfelwein mit dem Namen „Sender-Cydre“.
„Es ist einfach faszinierend, Menschen zu erleben, die Leidenschaft entwickeln und versuchen, mit der Natur klarzukommen. Für mich sind Sie ein Baumflüsterer“, befand Sylvia M. Felder. Gerade die Nachhaltigkeit in Landwirtschaft und Obstanbau sei wichtig. „Mit dem was Sie tun, denken Sie nicht nur für sich voraus, sondern für Generationen“, so Felder. Zudem erinnerte die Regierungspräsidentin daran, dass sich in Baden-Württemberg die größten zusammenhängenden Streuobstbestände in ganz Europa befänden. „Auch das Ziel des Enzkreises als Bio-Musterregion ist es, die ökologisch wertvollen Baumbestände zu erhalten“, machte Dezernent Daniel Sailer deutlich.