Mühlacker
Mühlacker -  19.10.2020
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Pflegeproblematik in Theaterstück verarbeitet

Mühlacker. „Maria hilf“, heißt das Theaterstück von Walter Menzlaw, das vom Herxheimer Chawwerusch Theater kürzlich in knapper Besetzung mit drei Frauen in Mühlacker aufgeführt wurde. Dem Zuschauer wird schnell klar, dass es hier nicht um einen Schenkelklopfer und amüsantes Ablachen geht. Denn als Mutter Magdalena verkörpert die Schauspielerin mit dem Künstlernamen Felix S. Felix die pflegebedürftige Seniorin Magdalena, die von ihrer Tochter Michaela (Miriam Grimm) dazu gebracht wird, dass sie sich von der polnischen Pflegekraft Maria (Melina Schöfer) versorgen lässt.

Und im Stück wird dann der deutsche Pflegenotstand mehr als deutlich: Denn viele Familien nehmen eine polnische Pflegekraft, die rund um die Uhr beschäftigt wird, weil sie sich das teure Heim nicht leisten können. Die Kinder wollen sich bei der Pflege der Eltern selbst nicht einschränken und die Polinnen sind froh, in Deutschland mehr Geld verdienen zu können, als sie es je zuhause in Polen könnten. Insofern scheint dieses Arrangement eigentlich für alle zu funktionieren, wenn dabei nicht auch zahlreiche Egoismen auf Kosten der jeweils anderen zum Tragen kämen.

Anfangs wehrt sich im Stück die Mutter, von einer Ausländerin versorgt zu werden. „Mutter, Du und ich, das geht nicht auf Dauer“, macht ihr die Tochter aber klar, dass sie nicht gewillt ist, ihre Mutter so zu pflegen, wie jene es bei der Großmutter getan hat. Für 2000 Euro im Monat lässt sich die junge Polin Maria anheuern und erträgt die Besonderheiten von Mutter und Tochter rund um die Uhr mit Gleichmut. Hinzu kommt später sogar noch die Eifersucht der Tochter auf die Polin, die schließlich mit Mutters Anwandlungen gut klarkommt. Am Schluss tauschen die drei Darstellerinnen die Rollen und berichten, was jeweils die andere sich wünscht. „Über Humor kann man dieses schwierige Thema besser vermitteln“, sagt Consilio-Leiterin Karin Watzal und freut sich bei der Veranstaltung über die Kooperation mit Vhs-Leiterin Martina Terp-Schunter, die betont, dass das Theaterstück ein Schlaglicht auf einen gesellschaftlichen Zustand werfe.

Autor: Ilona Prokoph