Mühlacker
Mühlacker -  29.08.2022
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Reger Meinungsaustausch zum Neun-Euro-Ticket in Mühlacker

Mühlacker. Auf dem Wochenmarkt am Wertle kreuzen sich viele Wege – samstags bieten hier bunte Marktstände verschiedene Qualitätslebensmittel aus der Region an. In der Ferienzeit ist der überschaubare Einkaufsplatz außerdem ein ideal gewählter Standort für eine Befragung von ÖPNV-Nutzern. Repräsentanten von Bündnis 90 / Die Grünen der beiden Ortsverbände Maulbronn und Mühlacker nutzten ihn im Rahmen des bundesweiten Aktionstags „9-Euro-Ticket-weiterfahren“, um sich die gesamte Bandbreite der Meinungen unmittelbar und ungefiltert anzuhören.

„Manche Bürger steuern ganz gezielt auf uns zu“, berichtet Heidi Wendelstein (OV Maulbronn). Manche loben das günstige Ticket gerade wegen des Pauschalpreises. Andere Befragten monieren, dass mit dem 9-Euro-Fahrschein der Tourismus aus des Steuerzahlers Tasche subventioniert werde. Erstaunlicherweise ist es beispielsweise ein älterer Herr, der, trotz Einspruchsversuchen seiner Ehefrau, vehement die These vertritt: Rentner könnten zahlen oder zuhause bleiben. „Immer“, so unterstreicht Friederike Keitel (Kreisvorstand Maulbronn) „sind es sehr intensive Gespräche“.

Stefanie Seemann (MdL) wird bei der Befragung von Petra Maier (53) beispielsweise nachdrücklich auf den drohenden Wegfall der einzigen umsteigefreien Direktverbindung zwischen Mühlacker und Heidelberg (RE 17d, die PZ berichtete) hingewiesen. Sie beschreibt den „Tarif-Dschungel der sich überschneidenden Zuständigkeiten von VPE (Enzkreis), KKV (Karlsruhe) und VRN (Rhein-Neckar)“ in seiner pedantisch gelebten Kleinstaaterie. Stefanie Seemann erläutert: „Lange hat so gut wie jeder Landkreis geglaubt, er brauche seinen eigenen Verkehrsverbund, denn dann sei er wichtiger“. Und sie räumt ein: „Das wieder umzukehren ist schwierig“. Petra Maier macht deutlich: „Das 9-Euro-Ticket hat doch gezeigt, dass es auch einfacher geht. Wichtig wäre jetzt, dass sich etwas bewegt“. Etwas später zieht Stefanie Seemann folgendes Resümee: „Deutlich wird, dass wir große Anstrengungen brauchen, um die öffentliche Mobilität besser aufzustellen. Es reicht nicht, nur ein billiges Ticket zu haben, sondern das Angebot muss tatsächlich nutzbar sein und in verknüpfte Verbindungen eingebettet werden“.

Autor: Robin Daniel Frommer