Sender-Zukunft entwickelt sich immer mehr zum Krimi - Privatleute bekunden Interesse
Mühlacker. Die Ereignisse in Sachen Sender haben sich nicht nur in den vergangenen Tagen, sondern auch in den vergangenen Stunden überschlagen. Nachdem erst bekannt wurde, dass eine Petition zum Erhalt des Mühlacker Wahrzeichens eingereicht wurde, tagte der Gemeinderat am Dienstagabend nichtöffentlich, um ein gänzlich neues Szenario zu besprechen.
Thomas Knapp, ehemals langjähriger Fraktionssprecher der SPD in Mühlacker und Unternehmer, möchte den Sender mitsamt dem umliegenden Areal gemeinsam mit weiteren Mitstreitern erwerben und somit vor dem Abriss retten. Einem dafür eventuell notwendigen Zwischenerwerb der Anlage durch die Stadt stimmte das Gremium zu. Knapp sowie seine momentanen Partner Dieter Eberle, Jürgen Fegert, Hans-Bernd Weiner sowie Steffen Ritter würden eine „Sender Mühlacker GmbH und Co. KG“ gründen und versuchen, das Areal einer Nutzung zuzuführen, um Einnahmen für den Unterhalt des Senders zu generieren.
Für die Stadt besonders attraktiv: Knapp und seine Mitstreiter würden die Haftung übernehmen und den dringend notwendigen Austausch der Spannschlösser an den Halteseilen (Pardunen) übernehmen. Die Stadt wäre somit von sämtlichen Risiken befreit, die in den vergangenen Monaten einem Sendererwerb im Wege standen.
Im Rahmen einer Pressekonferenz stellte Mühlackers Oberbürgermeister Frank Schneider das Konzept vor und informierte darüber, dass der Gemeinderat diese Lösung mittrage. Allerdings: Zu einem Gespräch zwischen ihm und dem SWR sollte es erst nachmittags kommen – und wie sich herausstellte, verlief dies aus Sicht der Senderfreunde alles andere als erfreulich. Wie Schneider kurz nach dem Telefonat in einer E-Mail mitteilte, lehnt der SWR die angedachte Lösung ab. Der Verwaltungsrat habe demnach einstimmig entschieden, den Mast nächste Woche abzubrechen. „Ein Verkauf an die Stadt oder an einen privaten Dritten komme nicht mehr in Frage“, fasst Schneider das Telefonat mit der SWR-Verwaltungsspitze zusammen. Man habe ihm mitgeteilt, dass es aus Sicht des SWR bereits „5 nach 12“ sei, da aufgrund des Zustands der 273 Meter hohen Antenne und vor allem ihrer Halteseile beziehungsweise der Spannschlösser „Gefahr in Verzug“ sei. Der Sender sei daher „umgehend abzubrechen“, so der SWR-Verwaltungsrat.
Als die PZ mit Thomas Knapp telefoniert, kann dieser die Quintessenz des Gesprächs in keinster Weise nachvollziehen, wie er offen zugibt. Er und seine Partner seien nicht nur bereit, die aufgerufenen 550 000 Euro zu bezahlen, sondern auch die Haftung für den Sender sofort zu übernehmen und die Spannschlösser auszutauschen. „Von Gefahr in Verzug kann daher überhaupt keine Rede sein“, sagt Knapp. Er hoffe nun, dass das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen sei – und auf politische Schützenhilfe: „Zur Not muss das über den Schreibtisch der Ministerin oder des Ministerpräsidenten.“
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