Mühlacker
Mühlacker -  17.07.2024
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Viel Erfahrung und Wissen verlässt Ratssaal: Verabschiedungen im Mühlacker Gemeinderat

Mühlacker. Endet eine Wahlperiode, heißt es häufig, Abschied zu nehmen. Abschied von jenen Ratsmitgliedern, die die Geschicke der Stadt teilweise jahrzehntelang gelenkt haben – und sich nun in den politischen Ruhestand verabschieden. Gleich zehn dieser Abschiede hat es im Mühlacker Gemeinderat, der an diesem Dienstagabend zum letzten Mal in der aktuellen Wahlperiode getagt hat, gegeben.

Gruppenbild mit OB Schneider (von links): Aus dem Gemeinderat scheiden aus Stefanie Seemann, Bernd Obermeier, Elli Marx, Joachim Stretz, Wolfgang Schreiber, Veit Kibele, Wilhelm Heidinger, Thomas Hauck, Theo Bellon und Ulrich Conle.
Gruppenbild mit OB Schneider (von links): Aus dem Gemeinderat scheiden aus Stefanie Seemann, Bernd Obermeier, Elli Marx, Joachim Stretz, Wolfgang Schreiber, Veit Kibele, Wilhelm Heidinger, Thomas Hauck, Theo Bellon und Ulrich Conle. Foto: Stäbler

„Das ist immerhin fast die Hälfte“, bemerkte Oberbürgermeister Frank Schneider bei der Verabschiedung. Bereits am kommenden Montag werden die neuen Rätinnen und Räte in der Senderstadt verpflichtet.

Backkunst zum Abschied

Verlassen werden das Gremium Veit Kibele (FDP, Zugehörigkeit fünf Jahre), Bernd Obermeier (CDU, zehn Jahre), Elli Marx (FDP, zehn Jahre), Joachim Stretz (LMU, 14 Jahre) und Ulrich Conle (Freie Wähler, Thomas Hauck (Freie Wähler), Wilhelm Heidinger (FDP) und Stefanie Seemann (LMU), die dem Gemeinderat jeweils 15 Jahre angehört haben. Bäckermeister Heidinger ließ es sich nicht nehmen, selbstgebackene Süßigkeiten zu verteilen. Er bedankte sich für die Rücksichtnahme im Gremium – das er wegen seiner Nachtarbeit immer mal wieder früher verlassen musste. Nur einen Wunsch habe er noch, sagte er mit einem Augenzwinkern: „Da der Name Heidinger das Gremium nicht ganz verlässt – behandelt meine Frau gut“, warf er in die Runde. Aus den Reihen der CDU sind zwei echte politische Schwergewichte verabschiedet worden. Der Mühlhäuser Wolfgang Schreiber gehörte dem Gremium seit dem 14. Januar 2003 und damit über 21 Jahre lang an. Da kann Theo Bellon nochmal einen draufsetzen: Der „Schultes vom Sengach“ war am 21. November 1995 in den Gemeinderat eingezogen – als Nachrücker für den ehemaligen Ministerpräsidenten Stefan Mappus, der Enzberg in Richtung Pforzheim verließ. Bellon gehörte dem Gemeinderat 29 Jahre an.

Amtszeit nicht vergleichbar

Oberbürgermeister Frank Schneider erinnerte in einer Ansprache an die vergangene Amtszeit, die mit keiner anderen zuvor jemals vergleichbar sein werde. Krieg, Corona, Inflation und hohe Flüchtlingszahlen hätten nicht nur die Stadtverwaltung oft an die Grenzen der Belastbarkeit gebracht. Sitzungen hätten abgesagt, im Uhlandbau unter Wahrung der Abstände oder gleich digital durchgeführt werden müssen. Diese Zeit habe man „gut und angemessen“ bewältigt – auch wenn der Druck auf die Ratsmitglieder oft groß gewesen sei. „Das wird leider in die Geschichte eingehen“, sagte der Oberbürgermeister. Viel Wissen und Erfahrung verlasse nun das Gremium.

Trotz aller Widrigkeiten habe man Mühlacker positiv weiterentwickelt und „viele Aufgaben umgesetzt“: Schneider nannte exemplarisch den Neubau der Hauptfeuerwache, mehr Raum für neue Mobilität (Radparkhaus, Lärmaktionsplan) sowie die Sanierungsprogramme in Lienzingen, Lomersheim und Mühlhausen, die ein echter „Dauerbrenner“ seien. Man könne glücklich sein über die attraktiven Teilorte, die Mühlacker habe, urteilte Schneider.

Für die „Neue Mitte“ habe man eine Bürgerbeteiligung angeschoben und besonders beim neuen Stadtteil Ziegelhöhe dicke Bretter gebohrt. „Für diese zukunftsgewandten Entscheidungen möchte ich mich ausdrücklich beim Gemeinderat bedanken“, sagte Schneider.

Seit dem 2. Juli 2019 – dem Beginn der Amtszeit – habe es 182 Sitzungen gegeben. 86 im Gemeinderat sowie 50 beziehungsweise 46 in den beiden Ausschüssen. Dabei seien 2224 Tagesordnungspunkte abgehandelt worden. Hinzu kämen zahllose Fraktionssitzungen, Aufsichtsratssitzungen, Bürger- oder Vor-Ort-Termine. Das sei ein „bedeutendes Ehrenamt“, das die Mitglieder mit Familie, Beruf und Freizeit unter einen Hut gebracht hätten. Dafür spreche er sein herzliches Dankeschön aus.

Jubilare geehrt

Für 20 Jahre Zugehörigkeit zum Gemeinderat ist Ulrike Fuchs (LMU) mit dem Verdienstabzeichen des Städtetags Baden-Württemberg in Silber und einer Ehrenurkunde ausgezeichnet worden. Klemens Köberle (LMU) und Matthias Trück (CDU) wurden für ihre 30-jährige Tätigkeit mit dem Verdienstabzeichen in Gold ausgezeichnet. Günter Bächle (CDU) und Rolf Leo (Freie Wähler) sind beide beinahe schon 50 Jahre dabei – die Ehrenurkunde und das Verdienstabzeichen in Gold mit Lorbeerkranz und Brillant haben beide nun schon erhalten – die offizielle Ehrung erfolgt auf dem Städtetag im September in Freiburg. Die städtische Ehrung der beiden Urgesteine erfolgt im kommenden Jahr – dann haben Bächle und Leo bereits ihre 11. Amtszeit im Gemeinderat begonnen. „Sie haben Geschichte geschrieben“, sagte Oberbürgermeister Frank Schneider zu den beiden Jubilaren.