Von der Senderstadt nach Südfrankreich: Ehemalige Lehrerin des Theodor-Heuss-Gymnasiums genießt Ruhestand in Atlantiknähe
Mühlacker/Mézos. Tosender Ozean, feinsandige Dünen und Muscheln im Weißweinsud – die Distanz zwischen Mühlacker und dem Örtchen Contis an der südfranzösischen Atlantikküste scheint nicht nur aufgrund der 1.250 Kilometer Wegstrecke, die zwischen beiden Orten liegt, groß zu sein. Wäre da nicht Juliane Beaumont, geborene Deyhle: Die Siebzigjährige war ab 1975 knapp zehn Jahre lang eine beliebte Französisch- und Englischlehrerin am Senderstädter Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) und lebt seit 1992 in Mézos, rund zwölf Kilometer vom Küstenort Contis entfernt.
An ihre Zeit in Mühlacker hat die Pädagogin gute Erinnerungen: „Zunächst war ich entsetzt, nach meinem Referendariat in Rottweil in eine Stadt versetzt zu werden, deren Namen ich noch nicht einmal kannte“, bekennt Beaumont.
„Doch die schulischen Bedingungen am THG waren sehr gut und das Lehrerkollegium hat mich mit offenen Armen empfangen, sodass ich mich schnell wohlgefühlt habe.“ Vor allem an den Schüleraustausch nach Morteau, dessen Organisation und Ausbau sie 1975 übernommen hat, hat Juliane Beaumont gute Erinnerungen.
Über Paris nach Südfrankreich
„Nach meiner Zeit am THG bin ich mit meinem Mann Patrice, der als Chefsteward bei der Air France gearbeitet hat, zunächst nach Paris gezogen“, berichtet Beaumont. Dort wurden auch die gemeinsamen Kinder Cedric und Lisa, heute 36 und 31 Jahre alt, geboren, die von Beginn an zweisprachig erzogen wurden.
Im südfranzösischen Mézos ist die Familie 1992 heimisch geworden, nachdem sie dort, in unmittelbarer Atlantiknähe, ein altes, für die Gegend typisches Fachwerkhaus auf einem drei Hektar großen Grundstück erworben hatte. „Der Plan war ursprünglich, das Haus als sommerliches Feriendomizil zu nutzen“, erzählt Juliane Beaumont. „Doch dann entschieden wir uns, ganz in den Süden zu ziehen.“
Die feuchtkalten Winter in einem klammen Haus, das lediglich mit offenen Kaminen zu beheizen war, seien zu Beginn nicht einfach gewesen. „Doch schon allein durch die Kinder und meine ehrenamtliche Tätigkeit als Sekretärin im örtlichen Tennisverein waren wir schnell vernetzt und haben unsere Entscheidung nie bereut.“ Diese Aussage erstaunt nicht weiter, wenn man Juliane Beaumont bei strahlendem Sonnenschein und einem lauen Lüftchen in ihrem „Freiluft-Wohnzimmer“ unter zwei mächtigen Platanen im Garten ihres Grundstücks sitzen sieht.
Rückkehr nach Deutschland nicht vorstellbar
Doch auch das Leben in Südfrankreich hält widrige Schicksalswendungen bereit: So musste Juliane Beaumont unter anderem den frühen Tod ihres Mannes verkraften. Im März dieses Jahres erkrankte die Pädagogin zudem an Covid 19, nachdem sie sich zuvor bei ihrem Sohn und dessen Ehefrau mit dem Virus infiziert hatte. Die Coronasituation in Frankreich ängstigt die Pädagogin trotzdem nicht: „Die Region um Mézos hat sehr niedrige Infektionszahlen, zudem berücksichtigen die Franzosen sehr konsequent die Maskenpflicht und die Regelungen zum Mindestabstand.“
Ist Frankreich für die einstige Mühlackerin mittlerweile zur Heimat geworden? Die Antwort auf diese Frage fällt der Pädagogin nicht leicht: „Ich fühle mich in der Tübinger Gegend, wo ich geboren bin, immer noch zuhause“, sagt sie. „Doch dort zu leben, kann ich mir nicht mehr vorstellen. Dazu fehlen mir die Ruhe und die Weite hier in Mézos.“ Kontakte nach Deutschland und in die Region Mühlacker pflegt sie trotzdem gern: Oft hat Juliane Beaumont Besuch von deutschen Freunden, Lehrerkollegen oder ehemaligen Schülern des THG.
Und dass ihre deutschen Wurzeln und Traditionen nicht ganz verloren gehen, dafür sorgt schon Tochter Lisa: Auch sie erzieht ihren zweijährigen Sohn Jonas zweisprachig. Keine Frage, dass Oma Juliane ein strenges Auge darauf hat, dass die deutsche Spracherziehung des Enkels konsequent umgesetzt wird – und wenn sie ihm nur erklärt, wer der „Nachtkrabb“ ist.
