Mühlacker
Mühlacker -  26.04.2020
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Zu viel Ruhe in der Praxis: Eltern sagen Vorsorgetermine für ihre Kinder ab

Mühlacker. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie befindet sich die Gesellschaft im Wandel. Dies äußert sich in vielen Bereichen, unter anderem auch in Arztpraxen. Noch bis vor wenigen Monaten beklagten sich Eltern über Aufnahmestopps bei Kinderärzten. Jetzt werden der Reihe nach wichtige Impf- und Vorsorgetermine – sogar für Säuglinge – abgesagt. „Dabei sind gerade für die Kleinsten die Grundimpfungen jetzt äußerst wichtig, damit sie für den Herbst ausreichend gerüstet sind“, sagt Dr. Uli Friesinger, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin in Mühlacker.

Doch nicht nur in Praxen für Kinder und Jugendliche, auch bei Hausärzten oder Urologen scheint es derzeit ruhig zu sein, so Oliver Erens von der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Dafür soll es laut ihm zwei Gründe geben. Zum einen hätten viele Menschen Angst, sich bei einem Arztbesuch mit dem Coronavirus anstecken zu können, zum anderen gebe es auch noch jene, die davon ausgehen, dass die Kapazitäten der Ärzte wegen der Behandlung von Covid-19-Patienten ausgeschöpft sind und sie deshalb einen Arztbesuch für verzichtbarhalten. „Das Verhalten können wir zwar nachvollziehen, aber wir wollen dennoch darauf hinweisen, dass Menschen mit dringlichen Problemen unbedingt einen Arzt aufsuchen sollten“, so Erens.

„Wir machen uns Sorgen, dass vor allem bei den bis zu Dreijährigen Krankheiten zu spät erkannt werden. In dem Alter können sie sich noch nicht mitteilen, deshalb sind regelmäßige Kontrollen durch den Arzt enorm wichtig“, betont Friesinger. Alarmsignale – also länger als drei Tage Fieber, Husten, Heiserkeit oder Hautausschläge – sollten bei Säuglingen nicht ignoriert werden, so Friesinger. Außerdem sind seine und viele andere Arztpraxen mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen ausgerüstet. Eine Plexiglasscheibe trennt die Arzthelferinnen von den Patienten bei der Aufnahme, Friesinger und sein Team tragen während der Arbeit Mundschutz und Schutzbrille und bei vorheriger Terminbesprechung am Telefon wird darauf hingewiesen, dass jeder Besucher seinen eigenen Kugelschreiber, ein Handtuch sowie einen Mundschutz mitbringen muss. „Wir verfügen über zwei Warte- und fünf Behandlungszimmer. So können sich problemlos sieben Familien gleichzeitig in der Praxis aufhalten“, so Friesinger.

Noch keine Erhebungen

Statistiken darüber, wie stark die Zahl der Arztbesuche seit Corona in der Region zurückgegangen ist, gibt es laut Eva Frien von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg noch nicht. Auf Nachfrage der „Pforzheimer Zeitung“ teilte sie mit: „Wir sind gerade dabei, zu überprüfen, ob und wie ein Rückgang stattfindet. Naturgemäß rechnen die Ärzte aber nur quartalsweise ab, das heißt, die Abrechnungen von Januar bis März erhalten wir erst im April. Es wird also noch etwas dauern, bis die Abrechnung fertig ist und wir den Überblick über die Zahlen haben.“

Autor: Laura Cichecki