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Neuenbürg -  29.12.2025
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Den Boogie und den Blues im Blut: Thomas Scheytt begeistert im Schloss Neuenbürg

Neuenbürg. Seine Füße sind ständig in Bewegung – und seine Hände sowieso. Pianist Thomas Scheytt spielt Klassiker des Blues und Boogie Woogie sowie Eigenkompositionen im Fürstensaal von Schloss Neuenbürg – und sein Publikum feiert ihn. Man liegt ihm bereits vom ersten Takt an sozusagen zu Füßen – packend ist seine Interpretation des „Choo Choo Train“. Und er schickt voraus, dass die Entstehung des Boogie Woogie viel zu tun hatte mit dem Bau der Eisenbahn in den USA und auch mit dem gleichmäßigen Rhythmus der fahrenden Züge.

Mit viel Gefühl am Flügel: Pianist Thomas Scheytt.
Mit viel Gefühl am Flügel: Pianist Thomas Scheytt. Foto: Angela Baum

Thomas Scheytt, der als einer der besten Boogie- und Bluespianisten gilt, komponierte auch selbst ein Stück über eine Bahn.

Eigene Kompositionen

Der Freiburger schrieb über eine Fahrt von Freiburg nach Hinterzarten – den „Hellvalley Stop“, also den „Höllental Stopp.“ Thomas Scheytts Komposition lässt die 600 Höhenmeter erahnen, die die Bahn auf der Fahrt zu überwinden hat. Akzentuiert ahmt er musikalisch das Rattern des Zuges auf dem „Höllentaltrip“ nach. Der Musiker hat Boogie Woogie im Blut – und der Rhythmus seiner Kompositionen reißt das Publikum mit – immer wieder gibt’s Szenenapplaus. Scheytt berichtet auch aus seiner Anfangszeit – als er mühevoll Boogie Woogie oder Bluesstücke von Schallplatten mit seinem Kassettenrecorder aufnahm und dann wieder abspielte. Herausforderung war, „dass nicht nur die Mittellagen und der Diskant, sondern auch die Bässe dicht klingen“. Er spielt den Suitcase-Blues und dann seinen „Fifty Dollar Boogie.“

Damit hat es eine ganz besondere Bewandtnis: Als er anfing, seine Boogies selbst zu komponieren, trat er mit seinem selbst komponierten Stück in einem Schweizer Hotel auf. Ein Mann trat an seinen Flügel heran, legte 50 Dollar auf den Flügel und meinte: „Well done, man.“ Seitdem heißt das Stück „Fifty Dollar Boogie.“ Der energisch-bewegte Rhythmus des Stücks geht ins Blut und sofort vom Ohr in die Beine – die Intensität und Spielfreude ist ansteckend.

Technische Raffinesse

Der Pianist beherrscht die gesamte Bandbreite des Boogie Woogie, Blues und Ragtime – und damit begeistert er seine Zuhörer restlos. Technische Raffinesse, absolute Perfektion und seine Star-Position in der europäischen Blues- und Boogie-Szene führen dazu, dass seine Stücke seit Jahren auch im Radio gespielt werden. „Alle zehn Jahre etwa gebe ich eine neue Solo-CD heraus“, berichtet er. Er spielt aber auch Stücke anderer Komponisten, etwa von Randy Newman. Der Blumenstraße in Freiburg, wo er lebt, widmete er ein Stück – den „Flowerstreet-Express“, und die Eigenkomposition „Walking Cat“ schrieb er seinem Kater auf den Leib. Der „Morning Dance“ dann geht mehrere Minuten und beschreibt einen Sonnenaufgang.

Frenetischer Applaus auch am Ende der Werke belohnen den Musiker, der Boogie Woogie, Blues und Ragtime wieder aufleben lässt.

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