Neuenbürg
Neuenbürg -  23.09.2018
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Dennacher feiern ihren 650. Geburtstag

Neuenbürg-Dennach. Die Dennacher begehen am Wochenende ihre 650-Jahr-Feier. Einst gab es hier nur zwölf Höfe, heute ist Dennach der flächengrößte Neuenbürger Teilort.

Erstmalig urkundlich erwähnt ist Dennach am 28. März 1368. Das Dorf ist aber schon älter. Als hochmittelalterlicher Rodungsort im Zuge der Besiedelung des Nordschwarzwaldes wurde auf dem Rücken des Lindenbergs bereits um 1100 von den einst adeligen Herren Strubenhart als Waldhufendorf das Dorf Thennach angelegt. In der urkundlichen Erwähnung, ausgestellt zu Ettlingen, wurde das Dorf dann mit Tenech, der Stelle mit Tannen, bezeichnet.

Es bestand aus zwölf Höfen, die alle zu Frondiensten verpflichtet waren. Die Urkunde wurde erstellt, weil der Edelknecht Conz von Schmalenstein Besitzanteil an den Dörfern Dennach, Dobel, Schwann und Conweiler vom Edelknecht Wolf von Wunnenstein zu Mannheim nahm. Noch heute liegt der Waldanteil der Gesamtmarkungsfläche von Dennach bei 85 Prozent und ist auch das Symbol für das Ortswappen, das aus dem Jahr 1930 stammt.

Höchstgelegener Ort im Kreis

Dennach liegt 620 Meter hoch und ist mit seinem Heuberg mit 709 Metern über Normalnull der höchstgelegene Enzkreisort. Der Neuenbürger Höhenstadtteil wird auch als das nördliches Tor zum Schwarzwald bezeichnet, da es auf dem Westweg des Schwarzwaldvereins liegt. Zusammen mit Rotenbach ist Dennach mit 11,8 Quadratkilometern der größte Stadtteil von Neuenbürg. Das entspricht einem Flächenanteil von rund 42 Prozent der Gesamtstadt. Die Markung Dennach wird im Osten durch die Enz, im Süden durch die Eyach, im Westen vom Samisgrund, dem Großen Volzemer Stein, der Tröstbachklinge und dem Conweiler Stein sowie im Norden vom Rotenbächle begrenzt.

Auf der Markung befand sich einst die Burg der Herren von Strubenhart, die 1384 von Eber-hardt II., dem Grafen von Württemberg, zerstört wurde und von der nur noch die Ruine mit Gesteinsbrocken, einzelne Mauersteine und der bewachsene Burggraben erhalten sind. Um 1382 verkauften die Herren von Strubenhart einen Teil Dennachs an Baden, 1442 einen weiteren Teil an Württemberg. Erst 1528 erfolgte die gesamte Übernahme Dennachs von Württemberg, bis auf den Wald des Smalensteiners, der bis 1806 im badischen Besitz blieb (Badisch-Durlacher Wald).

Steinernes Zeugnis der Grenzlage Dennachs zwischen Baden und Württemberg war das Schwabentor. An der Wegsteige des sogenannten Schwabenstichs vom Enztal in das ehemalige badisch-kurpfälzische Gebiet diente das Schwabentor als unumgängliche Zollwegstrecke. Erzählungen zu Folge war das heute noch bestehende Steinmonument einst ein Tor, wo für mitgeführte Waren, Zoll entrichtet werden musste. Das Schwabentor diente auch als Namensgebung für den 1993 gegründeten Dennacher Heimat- und Geschichtsverein.

Eine große wenn auch kurze Rolle spielte von 1816 bis 1848 neben der Holzwirtschaft auch der Eisenerzabbau in der Dennacher Grube „Königszeche“. Neben dem Waldteil „Eisermertann“ erinnert auch eine Lore nach der Ortseinfahrt bei der Schwabentorhalle an die königlich-württembergische Bergwerksgeschichte.

1819 zu Beginn des Bergwerkzeitalters lebten in Dennach 218 Dorfbewohner. Angewachsen ist die Einwohnerzahl auf heute 709. Rasant aufwärts ging es in Dennach ab 1842. Dem Bau eines neuen Rathauses, in dem auch die Schule untergebracht war, folgte 1868 die Einweihung der Enztaleisenbahn mit dem Dennacher Bahnhof „Rotenbach bei Neuenbürg“. Die Station war ein größerer Güter- und Personenbahnhof mit fünf parallelen Gleisen und 17 Weichen. Durch die Entstehung des Sägewerks Rotenbach, das größte seiner Art in Württemberg, mit Werksiedlung und mehreren Bahngebäuden, wurde ein neuer Ortsteil aus dem Boden gestampft, in dem zeitweise 150 Menschen wohnten.

Seit dem Bau der Dennacher Christuskirche im Jahre 1903 gehörte Dennach kirchlich zu Schwann. Eine Fusion zur evangelischen Kirchengemeinde Schwann-Dennach erfolgte am 1. Januar 2017. Aussichtsreich war auch der Blick vom 30 Meter hohen hölzernen Aussichtsturm, der zuvor in Langenbrand stand. Von dort wurde der Turm 1914 dann nach Dennach transportiert und am nördlichen Waldrand des Lindenbergs wieder aufgebaut. Infolge Einsturzgefahr wurde der Turm 1949, bis auf das Fundament abgerissen. Auf dem Fundament wurde auch der Pavillon mit der Enzkreisspitze errichtet, die vom ehemaligen Landrat Karl Röckinger am 3. Oktober 2007 eingeweiht wurde.

Erschüttert wurde Dennach in den Kriegsjahren. Im Ersten Weltkrieg mussten 70 junge Männer in den Krieg ziehen, von denen 24 Soldaten verstarben. Mit 55 Soldaten, darunter sieben aus Rotenbach, war die Zahl derer, die von 1939 bis 1945 vom Zweiten Weltkrieg nicht mehr ins beschauliche Dennach zurückkehrten, mehr als doppelt so hoch. Grund zur Freude gab es dann erst wieder 1950 mit dem Neubau des Gemeindehauses mit Feuerwehrmagazin und der Gemeinde-Mosterei. Mit dem Fremdenverkehrsaufkommen in den 1960er-Jahren wurde Dennach das Prädikat Höhenluftkurort verliehen. In Dennach nicht mehr wegzudenken ist die Märchenbeleuchtung, die seit 1953 jährlich Alt und Jung erfreut, wie auch der Kinderfaschingsumzug seit 35 Jahren.

Dennach ist auch sportlich gesehen ein Aushängeschild. Im Faustball wird seit Jahren beim TSV unter dem Vorsitz von Alfred Gerwig Frauen-Faustball auf höchstem internationalem Niveau gespielt, mit Welt- und Europameisterinnen in ihren Reihen.

Das Festprogramm

Für Dennachs Jubiläums-Wochenende, 21. bis 23. September, werden Parkplätze ausgewiesen und eine innerörtliche Umleitung eingerichtet. Ein Schlussakkord folgt am 10. November mit einer vom TSV-Vorsitzenden Alfred Gerwig organisierten Benefiz-Tanzveranstaltung mit „Cherrylane“.

Freitag, 21. September: Festakt zur 650-Jahr-Feier in der Schwabentorhalle um 18 Uhr. Der Saal öffnet um 17.30 Uhr. Festredner ist Hans Schabert. Für Musik sorgen der Musikverein Lyra Dennach und der Flutlichtchor Dennach. Beim Festakt gibt es einen Ehren-Festtisch für die Dennacher Dorfältesten ab 85 Jahren.

Samstag, 22. September: Von 10 Uhr an gibt es rund ums Schulhaus und auf dem Festplatz einen Mittelaltermarkt mit Badezuber und Krämermarkt mit Handwerkern, Lagerleuten, Gauklern und Schwertkämpfen. Mit von der Partie sind „Die Ispringer“, „Freies Heer Karlsruhe“ sowie „Spielleute und Landsknechte Neuenbürg“. Eine Ausstellung historischer Bilder „Dennacher früher und heute“ ist im Foyer der Schwabentorhalle aufgebaut. Um 14 Uhr geht es auf eine zweistündige Wanderung auf historischer Route (Anmeldung per E-Mail an info@schwabenkiwi.de). Zusätzlich gibt es ein Kinderprogramm und Gaumenfreuden. Bei Einbruch der Dunkelheit startet eine Feuershow auf der Naturbühne von der Gruppe „Stafffire“ mit „Fire on drums“ – bekannt vom Historischen Spektakulum im Neuenbürger Schlossgarten.

Sonntag, 23. September: Der historische Festgottesdienst beginnt um 10 Uhr im Freien (bei schlechtem Wetter in der Halle). Von 11 bis 18 Uhr können Besucher den Mittelaltermarkt erleben. Um 11 Uhr startet eine Wanderung auf historischer Route. Der Musikverein Ellmendingen tritt um 13.30 Uhr bei der Mosterei auf. Um 14 Uhr gibt es einen historischen Festumzug mit 17 Gruppen und 240 Teilnehmern von der Dorfmitte aus bis zur Schwabentorhalle.

Autor: Jürgen Keller