Erst impfen, dann essen – der Anreiz überzeugt bei Aktion in Neuenbürg
Neuenbürg. Schon um kurz nach neun Uhr hat sich am Samstagmorgen quer über den Parkplatz vor dem Neuenbürger Edeka-Markt auf der Wilhelmshöhe eine lange Schlange gebildet. Es dürften um die 50 Menschen sein, die anstehen, um sich impfen zu lassen.
Landrat Bastian Rosenau ist positiv überrascht: Man habe natürlich auf ein großes Interesse gehofft, denn man mache die Aktion ja nicht aus Spaß an der Freude. „Aber, dass sich gleich Schlangen bilden, haben wir nicht erwartet.“ Zusammen mit der Ersten Landesbeamtin Hilde Neidhardt steht Rosenau am Samstagmorgen in einem kleinen Zelt und verteilt Butterbrezeln und süße Stückle an diejenigen, die den Piks hinter sich gebracht haben.
216 Menschen mit Impfaktion im Enzkreis erreicht
Damit die Leckereien nicht ausgehen, hat er spontan noch eine Ladung nachbestellt. „Impfen mit Mehrwert und Nährwert“ hat der Enzkreis die Aktion genannt, die später am Tag auch noch in Mühlacker und Königsbach-Stein stattgefunden hat. Insgesamt werden bis zum Abend 216 Menschen geimpft, 93 mit dem Präparat von Biontech, der Rest mit Johnson and Johnson.
Rosenau zeigt sich zufrieden: Es sei genau die Altersgruppe gekommen, die man habe erreichen wollen: Menschen im mittleren Alter und junge Erwachsene. „Das zeigt, dass es etwas bringt, in die Fläche zu gehen.“
Elvira Boht hat sich impfen lassen. Sie sagt, sie sei skeptisch gewesen, weil die Impfstoffe noch nicht ausreichend erprobt seien. Aber: „Ich will einfach wieder meine Freiheit haben und überall hingehen können, ohne mich immer testen lassen zu müssen.“ Auch Tanja (45) hat den Piks hinter sich gebracht, ebenso wie ihre beiden Kinder. Sie war eigentlich skeptisch, was das Impfen angeht. Ausführlich hat sie sich über das Für und Wider informiert. Mit ausschlaggebend seien am Ende die möglichen Einschränkungen für Ungeimpfte gewesen, sagt sie.
Barbara Casper ist mit ihrer Enkelin Larissa da. Die Zwölfjährige hat sich impfen lassen: Das mache vieles einfacher, sagt sie – dann falle etwa das Testen in der Schule weg. Casper sagt: „Ich finde es toll, dass die Aktion gemacht wird.“ Um Corona in den Griff zu bekommen, braucht es a so schnell wie möglich eine Herdenimmunität.
Noch immer bildet sich eine Schlange auf dem Parkplatz, viele der Wartenden stehen in der Sonne. Rosenau und die Erste Landesbeamtin Hilde Neidhardt verteilen Wasserflaschen. Medizinische Fachkräfte kümmern sich in einem Zelt um die Impfung, Mitarbeiter des Landratsamts um die organisatorischen Angelegenheiten. Unterstützung kommt in Neuenbürg von der örtlichen Feuerwehr, vom Roten Kreuz und von der DLRG aus Birkenfeld. Insgesamt ist rund ein Dutzend ehrenamtlicher Helfer vor Ort. „Die Zusammenarbeit klappt einwandfrei“, sagt der Neuenbürger Feuerwehr-Kommandant Manfred Wankmüller: „Uns als Blaulicht-Organisationen ist es wichtig, dass möglichst alle geimpft sind, weil unsere Einsatzkräfte viel mit Menschen in Kontakt sind.“ Wenn man nicht wisse, ob eine Person geimpft sei, fahre man mit einem mulmigen Gefühl zum Einsatz.