Neuenbürg
Neuenbürg -  29.09.2024
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Pianist Guy Mintus bei BlackForestJazz im Schloss Neuenbürg

Neuenbürg. Der Pianist Guy Mintus ist ein fröhlicher und versierter Wandler zwischen musikalischen Welten. Er ist im Jazz ebenso zuhause wie in der Klassik und der Weltmusik. Der in Israel geborene Musiker ist längst zu einem gefeierten Weltenbummler geworden, dem der Ruf eines musikalischen Tausendsassas vorauseilt.

Tastenzauberer und Entertainer: Guy Mintus in Neuenbürg.
Tastenzauberer und Entertainer: Guy Mintus in Neuenbürg. Foto: Foto: ralf recklies

Völlig zurecht, wie er im Rahmen des Festivals BlackForestJazz im Schloss Neuenbürg bei einem Solokonzert bewiesen hat. Im Fürstensaal zündete Mintus ein musikalisches Feuerwerk, das entzückte und betörte, begeisterte und mitriss. Die stehenden Ovationen, mit denen der Künstler am Ende gefeiert wurde, waren auch mehr als verdient. Und die Reaktion des Publikums auf die Ankündigung von Festivalmacher Gerhard Baral, dass Mintus bei einer der nächsten Editionen von Black Forest Jazz auch mit seinem Trio oder Quartett zu erleben sein soll, machten deutlich:Mintus hat mit seiner Musik die Herzen der Zuhörerinnen und Zuhörer erobert und die Lust auf mehr geweckt: mehr Mintus, mehr ungezähmte Spielfreude und mehr ebenso gekonnte wie gewitzte musikalische Grenzüberschreitungen – gerne auch mit weiteren musikalischen Mitstreitern.

Über anderthalb Stunden hinweg servierte der Pianist dem Publikum ein Programm, das offenbarte: Der 33-Jährige ist nicht nur ein talentierter Interpret – er wird am Flügel zum mal sensiblen und geradezu poetischen, mal zum überaus dynamischen und vor Energie strotzenden Klangzauberer, der frech, frisch, fröhlich und frei allem seinen künstlerischen Stempel aufdrückt, was ihm unter die Finger und damit über die Tasten auf die Saiten gerät. Werke Chopins, Beethovens oder Gershwins spielt und variiert er mit ebensolcher Leidenschaft wie Stücke aus der Welt des Klezmers. Und natürlich Eigenkompositionen, in denen der Künstler Kreativität und Virtuosität zu wunderbaren Werken verschmolzen hat.

Der Steinway-Flügel ist zudem mehr als nur Tasteninstrument. Der Pianist klopft auf ihm Rhythmen, bespielt die Saiten mit den Fingern. Es geht unweigerlich unter die Haut, wenn sich technische Raffinesse und spontane improvisatorische Einfälle mit seinem virtuosen Spiel paaren und er all seine Ideen mal in außergewöhnlich sensiblem Spiel, mal wie ein wilder Derwish präsentiert. Immer beschert er dem Auditorium neue Hörerlebnisse abseits ausgetretener musikalische Pfade – ganz gleich ob Beethovens „Für Elise“, Werke aus dem Israelischen Songbook mit klassischen hebräischen Liedern oder das Klezmer-Medley „Fiddler On The Roof“ oder Gershwins „It Ain’t Necessaryli So“ und „Someone To Watch Over Me“ erklingen.

Es gelingt ihm, das Publikum im Handstreich zu gewinnen. Dass er dabei mit seiner Musik-Leidenschaft die Begeisterung auf das Publikum zu übertragen vermag, das ihm gesanglich und rhythmisch klatschend unterstützt, ist am Ende das berühmte Tüpfelchen auf dem „i“ eines rundum gelungenen Konzertabends.

Autor: Ralf Recklies