Viele Kilometer Kanäle und Leitungen verlegt: In Neuenbürg wird tief gegraben
Neuenbürg. Im Tiefbau sind Überraschungen nie weit, auch an der Alten Pforzheimer Straße in Neuenbürg nicht. Seit mehreren Monaten schon wird dort der Boden umgepflügt,werden alte Leitungen und Kanäle aus- und neue eingebaut. Immer wieder stoßen die Arbeiter der beauftragten Strabag auf Bauwerke, mit denen sie vorab nicht gerechnet haben. Etwa auf Reste der ehemaligen Gerberei, die man beim Bau des neuen Tosbeckens am Enzring entdeckt hat.

Wie man mit solchen Funden umgeht?
„Entweder man gräbt sie komplett aus oder trägt sie bis zur Grundhöhe ab und verfüllt den Rest“,
sagt Strabag-Bauleiter Sven Finkbeiner.
Die Bedeutung des Tosbeckens in diesem Bauabschnitt ist nicht zu unterschätzen, schließlich ist es zentral für die Regenentwässerung in die Enz am Innen-stadtwehr. Oberflächenwasser, das im Kanal gelandet ist, wird dort ausgebremst, ehe es in den Fluss geleitet wird. Das hängt eng mit einer zentralen Neuerung unter der Straße zu tun, die maßgeblich für die umfassenden Tiefbauarbeiten verantwortlich ist: Wo früher ein Kanal verlief, gibt es künftig zwei. In der bisherigen Mischwasserkanalisation wurden Oberflächen- und Abwässer gemeinsam zur Kläranlage geleitet, künftig wird hier getrennt. Das kann wiederum die Kläranlage entlasten, da dort weniger Schmutzwasser anfällt – was Geld sparen kann.
Besonders merken wird man es laut Tiefbauamtsleiter Denis Kraft aber bei Starkregen. Heute ist es noch so: Wenn durch den Regen zuviel Wasser in der Kläranlage ankommt, dann wird Schmutzwasser (Grauwasser) zur Entlastung der Anlage in die Enz geleitet. Dank der neuen Trennkanalisation – in deren Einzugsgebiet sich laut Bürgermeister Fabian Bader, zwar nicht der komplette Hang, sehr wohl aber das Krankenhaus befindet – könnte das künftig seltener auftreten.
Pause nur Ende des Jahres
Gleichwohl, der bauliche Aufwand für die neuen Kanäle ist groß. Die Bauarbeiter müssen tief ins Erdreich und stoßen dort immer wieder auf alte Gewölbekeller, Kanäle, Leitungen oder auch eine bisher unbekannte Sandsteinmauer. „Das war vermutlich eine alte Stützmauer“, sagt Polier Jascha-Killien Zimmer. Parallel werden auch Glasfaser, Wasser- und Stromleitungen verlegt. Bader und Kraft betonen vor Ort auch, dass die Straßenbeleuchtung komplett erneuert wird. Auf 900 Metern erfährt die Alte Pforzheimer planmäßig noch bis Oktober 2026 eine grundsätzliche Sanierung.
Für die Stadt – und auch das Umland – ein Kraftakt, handelt es sich doch um die einzige Straße, die an der westlichen Talseite abwärts zur Enz führt. Entsprechend weiträumig sind die Umleitungen von der Wilhelmshöhe hinab in den Stadtkern. Aus dem Tal geht es mit klaren Begrenzungen beim Gewicht für Teile des Verkehrs über die Hafnersteige aufwärts.
Je nach Witterung ist laut Finkbeiner der Plan, dass auf der Baustelle fast durchgearbeitet wird. Nur vom 19. Dezember bis 12. Januar werden die Arbeiten ruhen. Und in dieser Pause soll die Straße interimsweise befahrbar werden.