Freie Wähler setzen neuen Anlauf für Bauplätze in Hamberg durch
Neuhausen. Neues Bauland fehlt derzeit in der Gemeinde Neuhausen. Davon ist ein Großteil des Gemeinderats überzeugt. Auch wenn Bürgermeister Oliver Korz auf rund 150 unbebaute Grundstücke verweist, die „nur nicht dem Markt zugeführt“ seien. Doch auf Enkelgrundstücke vertrauen viele Räte genauso wenig wie auf Bebauungsplanverfahren etwa im Hamberger Bereich „Ettern“, die seit Jahren feststecken.
Die Freie-Wähler-Fraktion hat deshalb 14 freie Flurstücke oberhalb des Kindergartens Hamberg für eine möglicherweise schnelle Entwicklung in den Blick genommen. 2016 hatte ein Stadtplaner bei ersten Vorüberlegungen dort bis zu 20 Einzel- und Doppelhäuser für möglich gehalten. Und tatsächlich: Nach kontroverser Debatte brachten die Freien Wähler eine Weichenstellung für Bauland dort durch – mit elf gegen sechs Stimmen und gegen die klar geäußerten Bedenken von Bürgermeister Oliver Korz.
Damit hat die Verwaltung den Auftrag erhalten, für eine der nächsten Sitzungen die Aufstellung eines Bebauungsplans vorzubereiten – Korz und Hauptamtsleiter Joachim Lutz hatten den Freie-Wähler-Antrag lediglich so ergänzt, dass dem Kindergarten mehr Außenfläche eingeräumt wird. Ein Aufstellungsbeschluss muss noch in diesem Jahr getroffen werden, weil das Baugesetz, das beschleunigte Verfahren in Ausnahmen auch an Ortsrändern zulässt, an Silvester ausläuft.
Im Kern der spannenden Debatte stand die Frage, wie groß das Vertrauen in den gewünschten Wohnraum im Gebiet „Ettern“ noch ist. Seit Jahren liegen die Pläne der Gemeinde auf Eis, weil zwei gefährdete Schmetterlingsarten dort flattern: der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling und der Große Feuerfalter. Martin Volz und Reinhold Auer von den Freien Wählern glauben nicht mehr daran, dass die Gemeinde an den Insekten vorbeikommt. Und auch als Hartmut Lutz von den Bürgern für das Biet einwandte, es lohne sich beim Enzkreis nachzuhaken, weil es in Sachen Naturschutz Bewegung geben könnte, wollten viele dem Braten nicht so recht trauen. „Ich habe lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“, sagte der Freie Wähler Heinz Gerber.
Die Skepsis in Sachen „Ettern“ teilten viele im Ratssaal. In der Diskussion ging es meist um Sachfragen. SPD-Rätin Petra Leicht etwa wollte eine Einschätzung, ob das von den Freien Wählern favorisierte Gebiet etwa auf Widerstand von Grundstückseigentümern stoßen könnte. Auer entgegnete, dass einige Grundstücke in Gemeindebesitz seien und man ansonsten mit einer „überschaubaren Zahl von Eigentümern“ sprechen müsse. Die Gegenrede blieb Rolf Späth (Bürger für das Biet) und Bürgermeister Korz überlassen. Korz fürchtet einen Schnellschuss und städtebauliches Flickwerk. Und er warnte: Den Wiesenknopf wie in „Ettern“ gebe es auch nahe beim Kindergarten. Und diese Pflanze liebt eben einer der Schmetterlinge, die so oft Baugebiete verhindern.