Neuhausen
Neuhausen -  29.04.2018
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Früher Tonabbau für Mühlacker Ziegelwerke, heute eine grüne Oase

Enzkreis/Maulbronn. Die Rekultivierung über den bereits aufgeschütteten Gruben, in denen vormals Ton für die Mühlacker Ziegelwerke abgebaut worden war, macht gute Fortschritte. Davon haben sich bei einem Pressetermin in Maulbronn Enzkreis-Forstamtsleiter Frieder Kurtz, Förster Benedikt Trefzer und der Klosterstädter Kämmerer Frank Burghardt überzeugt. Die erwähnte Fläche liegt bei der Deponie Hamberg.

Die Waldumwandlung bedarf des ganzen Augenmerks der Forstbehörde. Es gilt, an historischer Stelle „einen Wald gleicher Art und Güte anzulegen“. Dort, wo vorher maßgeblich Laubwald mit Eichen angesiedelt war, soll wieder ein gleichwertiger Bewuchs hochgezogen werden. Die Rekultivierung, unterstreichen die Experten, sei eine „große, ingenieurtechnische Herausforderung“. Ein solches Projekt beginne mit dem fachgerechten Einbau des Bodens, der Aufbringung der Humusschicht und gartenbautechnischen Maßnahmen. Aspekte der Entwässerung und Entgasung seien ebenso zu berücksichtigen, wie die konkrete Beschaffenheit des Geländes. Im vorliegenden Fall sei unter der Leitung des Landratsamts das Verfahren vom Forstamt von Anfang an koordiniert und begleitet worden. Die enge Zusammenarbeit mit dem Grundstücksbesitzer, der Stadt Maulbronn, sei von allergrößter Wichtigkeit, gleiches gelte für die Zusammenarbeit mit der Deponie-Betreibergesellschaft.

Als vorteilhaft hat sich herausgestellt, dass durch eine Studie des Radolfzeller Ingenieurbüros Flickinger & Tollkühn die Arbeiten auf einer wissenschaftlich fundierten Grundlage stattfänden. Die Tätigkeitsfelder von Flickinger & Tollkühn umfassten die Organisation technischer Abläufe, Fachgutachten und die Ausführung forstwirtschaftlicher Maßnahmen.

Zwischensaat und Frostschutz

Zur eigentlichen Rekultivierung sei eine Zwischensaat mit Luzernen für die Bodenbelüftung wichtig, ferner sei eine Vorwaldbepflanzung notwendig, unterstreichen Kurtz und Trefzer. So werden Erlen als Frostschutz eingesetzt. Kurtz erläutert, dass die Tätigkeit eines Försters als Flächenmanager weit über die Holzwirtschaft hinausgehe. Ob Unterstützung bei der Schweinepest-Prophylaxe oder beim Organisieren ökologischer Ausgleichs- und Wiederaufforstungsmaßnahmen: Ein Förster mache weitaus mehr als für die Holzwirtschaft mit Hilfe von Spraydosen Bäume im Wald zu markieren.

Aktuell erfolgt die Wiederaufforstung auf einem Areal von acht Hektar. Rund 20 Hektar der Deponie sind in Betrieb. Ob letztendlich auf der ganzen, späteren Rekultivierungsfläche maßgeblich Eichen im Verbund mit Spitzahorn angepflanzt würden, sei eine Entscheidung der Stadt Maulbronn. Tatsächlich befinde man sich in einem sukzessiven Abstimmungsprozess mit Bürgermeister und Kämmerer. Vom Hochsitz aus ist der Überblick über das weite Gelände und die Bäumchen mit ihren weißen Wuchshüllen beeindruckend. Mit dem Schutz der Pflanzen vor Verbiss und Mähschäden sind noch lange nicht alle Gefahren gebannt. Sonne und Wind können auf der bislang kleinwüchsigen Hügellandschaft immer noch allzu heftig einwirken. Und eine regelrechte Mäuseplage setzt den Wurzeln der jungen Bäumchen zu. Deren Massenansturm hat dazu geführt, dass Galgen aufgestellt wurden, um Greifvögeln die Jagd zu erleichtern. Und im besagten Gebiet sollen Jäger Füchse verschonen. Alles, was Mäuse deziminiert, ist willkommen. Auf einem halben Hektar, unterstreicht Burghardt, haben Schüler aus der Klosterstadt die Möglichkeit, Jahr für Jahr Bäume zu pflanzen und so einen Generationenwald anzulegen. Das werde später die Identifikation mit der Aufforstungsfläche massiv steigern und sei Bestandteil einer praktischen Waldpädagogik (PZ berichtete).

Vorbildliches Biotop

Zu den Ausgleichsmaßnahmen zählt übrigens nicht nur die Wiederaufforstung, auch die Anlage des vorbildlichen Biotops Hohen-acker See zählt laut Kurtz dazu. Dieses Biotop sei nicht nur besonders gelungen und diene als Vorzeigeprojekt. Die Einrichtung dieses Biotops bei einer früheren wilden Müllstätte und einem aufgegebenen Sportplatz zeuge insbesondere von viel ehrenamtlichem Engagement und der Tatsache, dass Bürger sich mit ihrem wertvollen Fachwissen wirkmächtig einbringen könnten.

Autor: Peter Marx