Große Biker-Kontrolle: Raser herausgefischt, Bastler aufgeklärt
Unterreichenbach/Neuhausen-Schellbronn. Sonniges Frühjahrswetter lockt derzeit Motorradfahrer auf die Straßen der Region. Somit ist auch für die Polizei die Zweiradsaison eröffnet: Sie will Präsenz zeigen und die Biker für die allgemeinen Risiken im Straßenverkehr sensibilisieren. Am Sonntag hat das Polizeipräsidium Karlsruhe deshalb im Landkreis Karlsruhe sowie im Enzkreis Motorradfahrer ins Visier genommen. An vier Kontrollstellen waren 37 Polizeibeamte im Einsatz.

Darunter waren auch Beamte des Kompetenzteams Motorrad. Sie sind darauf spezialisiert, unzulässige bauliche Veränderungen an den Motorrädern zu erkennen. Drei Streifen der Verkehrsprävention des Polizeipräsidiums Karlsruhe waren ebenfalls im Einsatz. Sie waren losgelöst von den Kontrollstellen unterwegs und sprachen Biker auf allgemeine Risiken an. „Motorradfahrer gehören nach wie vor zu den am stärksten gefährdeten Verkehrsteilnehmern“, erklärt Julian Walch vom Verkehrskommissariat Pforzheim. „Wir haben sowohl landesweit als auch im Dienstbezirk vom Polizeipräsidium Karlsruhe im vergangenen Jahr eine ansteigende Anzahl Motorradunfälle zu verzeichnen gehabt. Auch die Anzahl der tödlich verunglückten Motorradfahrer ist als nach wie vor hoch anzusehen.“ Im Jahr 2018 sind auf den Straßen Pforzheims, des Enzkreises und des Landkreises Calw vier Motorradfahrer tödlich verunglückt.
An der Kreisstraße zwischen Unterreichenbach und Schellbronn mussten die Beamten des Verkehrskommissariat Pforzheims nicht lange warten - die kurvenreiche Strecke ist bei Bikern beliebt. Auf der engen Straße gilt ein Tempolimit von 60 Stundenkilometern. Die Polizisten achteten nicht nur auf die Geschwindigkeit, sondern suchten auch das Gespräch mit den Fahrern und überprüften die Räder auf bauliche Veränderungen. „Die Reaktion der Fahrer fallen ganz unterschiedlich aus. Manche sind sehr einsichtig, andere hingegen nicht. Wichtig ist uns, dass wir jedem kontrollierten Motorradfahrer den Sinn und Zweck dieser Aktion hier vermitteln. Unser Ziel ist, dass jeder Motorradfahrer am Ende des Tages gesund nach Hause kommt“, so Walch.
Mehr als 40 Zweiräder hat die Polizei an der Kreisstraße kontrolliert. Zwischenfazit der Kontrollaktion: 23 Biker zeigte die Polizei wegen Geschwindigkeitsverstößen und technischen Veränderungen an den Motorrädern an, vier Biker bekamen einen Monat Fahrverbot verhängt. Bei drei Zweirädern bestand Verdacht auf Erlöschen der Betriebserlaubnis. Trauriger Spitzenreiter war ein Motorradfahrer, der mit 112 Stundenkilomtern unterwegs war - 52 Stundenkilometer zu viel.
Die Kontrolle am Sonntag sei zentral, meint Wolfgang Schick, Referent im Bereich Verkehrsprävention im Polizeipräsidium Karlsruhe. Er kündigte weitere Maßnahmen an: „Wir werden den ganzen Sommer über diese Aktionen fortführen. Wir setzen auf einen Mix aus Prävention und Repression und werden Motorradfahrer an ihren Treffpunkten aufsuchen.“
Motorradfahrer gehören zu den am stärksten gefährdeten Verkehrsteilnehmern im Straßenverkehr. In der Motorradsaison 2018 (März bis Oktober) stieg in Baden-Württemberg die Zahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Motorradfahrern gegenüber 2017 (5.239) um 6,4 Prozent auf 5.572 an. Hierbei starben 101 Menschen. Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Karlsruhe ereigneten sich 2018 insgesamt 560 Motorradunfälle. Dies stellt einen geringfügigen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr dar. Bei etwa der Hälfte der Verkehrsunfälle werden die Motorradfahrer als Unfallverursacher geführt.
Analog hierzu stieg die Zahl der verunglückten Motorradfahrer gegenüber dem Vorjahr (484) auf 490 (+ 1,2 Prozent) an. Die Zahl der getöteten Motorradfahrer (10) liegt minimal unter dem Stand des Vorjahres (11).
Schwerpunkte der Bikerkontrolle am Sonntag waren im Landkreis Karlsruhe die L564 in Höhe Frauenalb, das Moosalbtal, das Maisenbachtal und im Enzkreis die K4556 zwischen Unterreichenbach und Schellbronn. Insgesamt wurden 300 Biker und 51 Autofahrer kontrolliert. 24 Autofahrer und 25 Biker waren zu schnell unterwegs und müssen mit einer Anzeige rechnen. Fünf Motorradfahrer überschritten die zulässige Höchstgeschwindigkeit um mehr als 40 Stundenkilometer. Vier davon waren zwischen Unterreichenbach und Schellbronn unterwegs. Neben einem Bußgeld müssen die Fahrer auch noch mit einem Fahrverbot rechnen.
An 37 Motorrädern wurden technische Mängel festgestellt. Neben abgefahren Reifen hatten Biker die db-Absorber aus den Endschalldämpfern ihrer Motorräder ausgebaut um die Lautstärke in unzulässiger Weise zu erhöhen. Weiter wurden nicht zugelassene Bauteile wie Spiegel und Brems- und Kupplungshebel angebaut. Derartige technische Veränderungen führen zum Erlöschen der Betriebserlaubnis für das Motorrad. Die Fahrer müssen mit einem Bußgeld rechnen.
Bei den Autokontrollen mussten neben technischen Mängeln wie abgefahrene Reifen, veränderte Auspuffanlagen auch fünf Gurtverstöße geahndet werden. Bei der Kontrollstelle auf der Albtalstrecke missachtete ein Autofahrer die Anhaltezeichen, fuhr in den Gegenverkehr und einfach weiter. Der Fahrer konnte kurze Zeit später angehalten und kontrolliert werden. Er war erheblich alkoholisiert und sein Audi wies frische Unfallbeschädigungen auf. Die weiteren Ermittlungen hat die Verkehrspolizei übernommen.