Jakob Bänsch Collective in Neuhausen: Mitreißender und vielfältiger Jazz
Neuhausen. Jung und fähig, selbstbewusst und zugleich beneidenswert lässig: So präsentieren sich die sechs jazzbegeisterten jungen Musiker des Jakob Bänsch Collectives bei ihrem Konzert in der Theaterschachtel Neuhausen. Dieser Gig ist für zwei Bandmitglieder ein echtes Heimspiel: Bassistin Loreen Šíma (19) stammt aus Neuhausen und Trompeter Jakob Bänsch (18) aus dem benachbarten Mühlhausen; doch trotz der vielen bekannten Gesichter im erwartungsfrohen Publikum scheinen Nervosität und Lampenfieber für sie kein Thema zu sein.
Routiniert startet die Band mit ihrer Interpretation des Wayne Shorter-Uptempos „Yes Or No“. Die drei Bläser, neben Bänsch sind das Jakob Manz (Altsaxofon, 20) und Lukas Wögler (Tenorsaxofon, 21), demonstrieren bei Šímas Komposition „The Missing One“ gekonnt, wie kraftvoll und fanfarengleich sie unisono klingen können. Die Bassistin selbst brilliert gleich bei ihrem ersten Solo am Kontrabass. Moritz Langmaiers (20) Piano verharrt noch in kurzen, repetitiven Phrasen. Ein rasanter Trommelwirbel eröffnet „Times Of Revolution“ von Jakob Bänsch, eine Komposition, die während der Corona-Tristesse entstanden ist und Schlagzeuger Malte Wiest (20) am silberfarben glänzenden Gretsch-Drumset in den Fokus rückt. Vor dem nächsten Titel – „Under Stars“ von Jakob Bänsch – werden aus sechs Musikern sieben: Die klassisch ausgebildete Jazzsängerin Alma Naidu (26) kommt auf die Bühne und präsentiert mit angenehm warmer und kraftvollen Stimme ihren eigenen Songtext zu Bänschs getragenen Titel, umrahmt vom Jakob Bänschs Flügelhorn. Mit Joey Alexanders anfangs unruhig pulsierendem „Downtown“ folgt ein Titel, der zum frühen Höhepunkt des Konzerts wird. Besonders beeindruckend: Ein Instrument nach dem anderen verstummt. Nur die eingangs gestochen scharfen Sets der Bläser bleiben bis zum Schluss, ebben aber langsam, wie in Zeitlupe ab. Von der See umtoste einsame Felskamine. Zuletzt wird die Melodie von Bänsch, Manz und Wögler immer weiter reduziert und von den beiden Saxofonisten mit schnalzenden und schmatzenden Open Slaps verfremdet. Ein genialer Moment.
Barock anmutender Dialog
Die zweite Konzerthälfte startet mit „Memories With Me“, einer weiteren getragenen Bänsch-Komposition (samt herrlichem Piano-Solo von Moritz Langmaier), und mündet in John Coltranes zeitlosen Titel „Resolution“ aus dem Jahr 1965, den die Band schon länger im Tourneegepäck hat. Als Überraschung begeistert ein wie zufällig eingestreuter und fast barock anmutender Dialog zwischen Trompete und Altsaxofon. Mit viel Beifall und mehreren unterschiedlich zugeschnittenen Zugaben klingt das mitreißende Konzert in der Theaterschachtel aus.