Neuhausen
Neuhausen -  29.11.2019
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Menschenrechte haben kein Geschlecht

Neuhausen. Jede vierte Frau in Deutschland wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer körperlicher oder sexueller Misshandlungen durch ihren Ehemann, Freund oder Geliebten. Gewalt kommt in allen sozialen Schichten vor, weder Bildung noch Status bieten Schutz. Dass es im Bereich der häuslichen Gewalt noch viel zu tun gibt, wurde am Montagabend, am Jahrestag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen, in der Theaterschachtel Neuhausen mehrfach und ganz unterschiedlich deutlich.

Szenisch und sehr ergreifend gab Anne von der Vring der Gewalt und den Verletzungen spielerisch ein Gesicht. „Gewalt hat viele Facetten: Körperliche Gewalt ist nur eine davon. Noch häufiger ist Gewalt mit Worten, in Form von Demütigungen und Beschimpfungen, Erpressungen, Drohungen – oder durch das Ausspielen von Macht“, fasste von der Vring zusammen. Anders als gegenüber Fremden könnten einander vertraute Menschen sehr subtile Gewaltformen gegen den anderen einsetzen.

Rede und Antwort standen in der Diskussion Martina Klöpfer, die Gleichstellungsbeauftragte des Enzkreises, Gisela Davis, Fachbereichsleiterin Gewaltprävention in Pforzheim, Tanja Göldner, Leiterin des Ökumenischen Frauenhauses in Pforzheim und Stefanie Seemann, Mitglied des Landtags.

Plätze im Frauenhaus fehlen

„Frauen kommen erniedrigt und mit ganz wenig Selbstwertgefühl ins Frauenhaus“, berichtet Göldner. Auch in Pforzheim ist das Frauenhaus, das anonym Betroffenen und ihren Kindern Schutz und Perspektiven bietet, überfüllt. Das Publikum sah die Politik in der Pflicht, aber auch die Öffentlichkeit, indem hin- und nicht weggeschaut wird. „Es fehlen insgesamt 630 Plätze“, sagt Seemann, die auf den nächsten Landeshaushalt hofft, aber auch auf die Koalition und auf das Sozialministerium verweist. Davis von der Gewaltprävention geht das Thema von anderer Seite an. Sie arbeitet mit denjenigen – meist sind es Männer – die Gewalt ausüben. Auch Martina Klöpfer weiß, dass es im Bereich Gewalt gegen Frauen noch viel zu tun gibt, nennt aber auch Fortschritte wie beispielsweise die vertrauliche Spurensicherung, die am Helios Klinikum in Pforzheim möglich ist.

Autor: Silke Fux