Neuhausen
Neuhausen -  09.03.2022
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Neuhausenerin feiert 100. Geburtstag – und blickt auf bewegtes Leben zurück

Neuhausen. "100 – das ist doch kein Alter", sagt Amalie Konrad und lacht dabei herzlich in die Runde. Im Landhaus St. Josef für Senioren feiert sie am Mittwoch ihren 100. Geburtstag und ist dabei so aufgeregt, dass sie in der Nacht kaum schlafen konnte.

Jonas Kuhls (von links), Natalie Schulz, Gabriele Weber und Neuhausens Bürgermeisterin Sabine Wagner gratulieren Amalie Konrad zu ihrem 100. Geburtstag mit Blumen und einem Präsentkorb.
Jonas Kuhls (von links), Natalie Schulz, Gabriele Weber und Neuhausens Bürgermeisterin Sabine Wagner gratulieren Amalie Konrad zu ihrem 100. Geburtstag mit Blumen und einem Präsentkorb. Foto: Morelli

Zum Frühstück kommt die Bürgermeisterin von Neuhausen, Sabine Wagner, zu Besuch und überbringt die Urkunden des Ministerpräsidenten und der Gemeinde. Am Nachmittag erwartet sie ihre Tochter und ihre zwei Söhne sowie ihre beiden Urenkelkinder, die bereits das Jugendalter erreicht haben, für die Familienfeier

In all den Jahren hat Konrad viel erlebt. "Langweilig war mir nie." Zwei Jahre lange verbrachte sie für die Wehrmacht in Bordeaux. Wunderschöne Sachen habe es in Frankreich gegeben und dazu billig, so dass sie sich Vieles angeschaffte und mit vollen Koffern ausreiste.

Einprägsamste Erfahrung nach dem 2. Weltkrieg

Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, machte sie eine ihrer schwersten und einprägsamsten Erfahrungen. Zu Fuß trat sie die Heimreise vom Allgäu nach Wertheim bei Würzburg an. 21 Kilometer am Tag legte sie zurück und bat am Abend den Bürgermeister der nächstgelegenen Gemeinde um eine Unterkunft.

Auf dem ersten Wegstück hatte sie eine Freundin aus Rottweil an ihrer Seite, doch in Ulm trennten sie sich. Ab dem Moment sei es hart geworden, doch sie habe immer Glück gehabt. "Dass ich das geschafft habe, kann ich bis heute kaum begreifen."

Fit auch im hohen Alter

Eine weitere große Herausforderung kam auf Konrad zu, als ihr Mann im Jahr 2000 verstarb. Ihre Tochter überredete sie, von ihrer Heimatstadt Mannheim nach Steinegg zu ziehen, wo sie nur 300 Meter voneinander entfernt wohnten. Sich an das Leben auf dem Land zu gewöhnen, fiel Konrad nicht leicht. "Ach Gott, da ist ja gar nichts los", stellte sie fest. In der Stadt sei sie überall hingekommen und habe viel unternommen.

In Steinegg fühlte sie sich zuerst einsam, findet aber: "Man gewöhnt sich ja an alles." Also behielt sie ihre Mietwohnung im fünften Stock ohne Fahrstuhl bis ins Alter von 93. Nach wie vor macht die Konrad einen äußerst fitten Eindruck.

Dass es ihr gut geht, könne sie so jedoch nicht sagen, schließlich gäbe es immer Beschwerden. Trotzdem sei sie froh über ihre Situation. Besonders lebhaft wird sie, wenn sie die Menschen um sich herum mit gewitzten Aussagen zum Lachen bringt.

Autor: Sofia Morelli