Neuhausen
Neuhausen -  22.08.2021
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Schellbronner Campingkirche: Glaube zwischen Zelt und Wohnwagen

Neuhausen-Schellbronn. Die Jugendlichen sind an diesem Morgen im Wald verschwunden, die Kinder konzentriert bei der Sache. Im großen, blauen Zelt der Schellbronner Campingkirche basteln sie ein Herz aus Pappe und Transparentpapier, denn bei ihnen dreht sich heute alles um Vergebung.

Weiter hinten auf dem Gelände geht es beim Gesprächskreis der Erwachsenen um Traditionen und darum, woher sie kommen und wie sie entstanden sind. 13 Menschen sitzen nebeneinander im Kreis, alle mit einer Bibel auf dem Schoß. „So viele waren wir noch nie“, sagt Nico Untereiner, der in dieser Woche nicht nur den Gesprächskreis, sondern die gesamte Campingkirche leitet. Drei Wochen hatte sie ihre Zelte und Wohnwagen neben dem Campingplatz in Schellbronn aufgebaut, am Sonntag ist sie zu Ende gegangen. Drei Wochen lang haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter jeden Tag aufs Neue ein Programm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf die Beine gestellt, das morgens in drei verschiedenen Gruppen stattfand.

„Es ist schön, dass das Leben geteilt wird, dass Gemeinschaft stattfindet trotz Abstand“, sagt Untereiner, der mit dem Verlauf der Campingkirche sehr zufrieden ist. Es war bereits das zweite Mal, dass sie unter Corona-Bedingungen stattfand. „Aber das hat die Abläufe so gut wie nicht beeinträchtigt“, sagt Untereiner, der das auch darauf zurückführt, dass man bereits im vorigen Jahr wichtige Erfahrungen gesammelt hat und inzwischen weiß, was geht und was nicht.

Anfang Juni haben sich die Ehrenamtlichen getroffen, um das Programm zu planen, die Themen und die Abendveranstaltungen festzulegen. „Uns war einfach wichtig, dass die Mitarbeiter untereinander Gemeinschaft haben und für ihren persönlichen Glauben etwas mitnehmen“, sagt Untereiner und erklärt, gleichzeitig habe man das Programm für die Besucher bewusst offen gestaltet – so dass für jeden etwas dabei ist: für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Unter anderem gab es dieses Jahr ein Nachtgeländespiel, Konzerte und Bastelabende. „Die Rückmeldungen waren durchweg positiv“, unterstreicht Untereiner: „Die Leute schätzen sehr, dass wir einen Platz bieten, an dem sie Ruhe und Annahme finden, aber auch Spaß und Action.“

Insgesamt waren dieses Jahr über die drei Wochen hinweg rund 30 ehrenamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Die Jüngsten standen kurz vor der Volljährigkeit, die Ältesten waren Mitte 40. Alle übernachteten in ausrangierten Wohnwägen. Weil sie rechtlich als ein Haushalt zählten, mussten sie untereinander keinen Abstand halten und keine Masken tragen. Alle fünf Tage ließen sie sich auf Corona testen – auch dann, wenn sie schon vollständig geimpft waren.

Autor: Nico Roller