Neuhausen
Neuhausen -  12.04.2021
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Tanzschule schlägt Alarm: Protestbriefe und Ballettschuhe ans Kanzleramt

Neuhausen. Vor ziemlich genau 14 Jahren hat sich Sandra Kaufmann mit ihrem Tanzatelier Sasti in Schellbronn einen Traum erfüllt. Bis zu 200 Schülerinnen und Schüler nahmen bis zum ersten Corona-Lockdown an Kindertanzstunden, Ballettunterricht, Breakdance, Hip-Hop oder Cheerleading teil. Nicht zu vergessen der irische und klassischer Stepptanz, den Kaufmann angeboten hat. Unterstützung erfährt sie von Ihren Töchtern Josanna und Lavinia und weiteren Tanzlehrerinnen und -lehrern.

Seit März 2020 ist die Tanzschule nun mit einer Unterbrechung auf Anordnung geschlossen. Corona lässt Tanzkurse seither nicht mehr zu. Eine Branche, die von Bewegung lebt, wurde zum Stillstand verurteilt. Kaufmann spricht mittlerweile von Aussichtslosigkeit. Ihr und vielen ihrer Berufskollegen fehlen Perspektiven. Die Beitragszahlungen für ihre Kursteilnehmer hat sie allesamt ausgesetzt.

Aus ihrem Kollegenkreis sei zu hören, dass sich mehr und mehr Kursteilnehmer abmelden, so Kaufmann. Hoffnungen, die man seitens der Branche in Online-Kurse gesteckt hatte, verpuffen weitgehend und Neuanmeldungen gibt es zwangsweise auch keine mehr. Alles in allem sei das sehr demotivierend und ja, man verliere mittlerweile auch den letzten Rest von Glauben an die Politik, sagt die Tanzlehrerin.

Kaufmann hat mittlerweile Kontakt zu andern Tanzschulen aufgenommen. Im Austausch steht sie beispielsweise mit Sabine Roser aus Pforzheim oder Penelope Robinson Depatin aus Remchingen. Die Gruppe tue einfach gut, erzählt Kaufmann, und ja, sie schmiedeten sogar Zukunftspläne, für die Zeit nach Corona, falls es sie dann noch gebe.

Warum Tanzschulen geschlossen bleiben müssen, während andere Branchen öffnen dürfen, erschließt sich ihr nicht – zumal sie nicht einmal Paartanz anbiete, also alles ohne Berührungen ablaufe. Einige Kollegen seien sogar bereit, mit Masken zu unterrichten, auch wenn das angesichts des sportlichen Aspekts schwierig sei. Die Geschäfte gingen langsam den Bach runter, erzählt die Tanzpädagogin. Deshalb habe sie sich entschlossen an der Aktion „Tanzschuhe an den Nagel hängen“ teilzunehmen, um auf die prekäre Situation ihres Berufsstands aufmerksam zu machen. „Es muss jetzt etwas passieren“, so Kaufmann. „Mit der Aktion erhoffen wir uns, ein Ausrufezeichen zu setzen – um wahrgenommen zu werden“, sagt auch Jaš Otrin, Geschäftsführer des Deutschen Berufsverbands für Tanzpädagogik.

Mehr lesen Sie am Dienstag, 13. April, in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news.

Autor: Georg Kost