Von einem, der sich durchschlawi(e)nert: Ernst Konarek in der Theaterschachtel Neuhausen
Neuhausen. Schlurfenden Schrittes und mit gebeugtem Rücken erklimmt er Stufe für Stufe die Bühne. Oben angekommen scheppert es erst mal, bevor sich die Gestalt auf eine der Weinkisten plumpsen lässt. Um dann etwa eine Stunde lang den „Wiener Schmäh“ unter seiner Hutkrempe hervor zu versprühen – zum großen Vergnügen des gut gefüllten Zuschauerraums in der Theaterschachtel Neuhausen.
Der gebürtige Wiener und ehemalige Stuttgarter Staatsschauspieler Ernst Konarek (74) zieht den Arbeitskittel eines Kistenschleppers im Getränkehandel an und schlüpft damit in die Rolle des „Herrn Karl“. Der untersucht nicht nur den Inhalt der Kisten und nimmt schnuppernd Wein-Witterung auf, sondern erzählt nebenbei von seinem Leben – wenn ihn nicht gerade die Chefin ruft.
Und wie er sich da durch-schlawi(e)nert hat. Der echte Wiener Konarek (1945 geboren) lässt sein Alter Ego „Herr Karl“ noch ein bisschen früher auf die Welt kommen, damit er auch was hat, von der Inflation. Mei, die Leut’ tun dem Herr Karl schon leid, er selbst hat es nicht so mit der Politik – „bis 1934 war ich Sozialist, aber davon konnte ich auch nicht leben“ – aber weiß immer genau, welche Fähnchen in welche Richtung wehen. Und wo er seinen Charme gewinnbringend bei den Damen anbringen kann, auch wenn die „a bisserl schiach“ sind. Hauptsache, ihnen gehört ein Wirtshaus. Da blüht Herr Karl auf. Dass er selbst sein bester Gast ist – geschenkt. Wieder ruft die Chefin und unterbricht seinen Redefluss. Dabei soll sie doch froh sein, dass sie einen wie ihn hat und nicht auf „so Typen mit Windel um den Kopf“ zurückgreifen muss. Der Herr Karl denkt sich nichts bei solchen Äußerungen, wie er auch den Hitler als Dämon identifiziert. Aber von ihm gelernt hat, „wie man schaut“. Und sonst: „I hob a guats Leben g’hobt.“
Rückblick aufs Leben
Es ist ein Ein-Personen-Stück mit Rückblick auf das Leben eines einfachen Mannes, bei dem man nur schemenhaft das politische Österreich mit dem laut Karl unschuldigen Gesicht sehen kann. Dessen Andeutungen es aber wert sein könnten, sie noch mal ins Visier zu nehmen. Wenn sich der Zigarettenrauch verzogen hat, den Herr Karl verbreitet. „A geh, Rauchverbot. Wie soll denn sonst eine Unterhaltung aufkommen?“, fragt er im gedehnten Wienerisch.
Die angebotene Zigarette lehnt der Zuschauer ab; die Schokolade, die Herr Karl dann zerbricht und ins Publikum wirft, wird aber gleich von mehreren Personen genüsslich zerkaut. Als Sahnehäubchen auf einen ebenfalls genussvollen Abend.