Neulingen
Neulingen -  19.03.2020
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Angriff vor 75 Jahren: Ein schicksalhaftes Datum für Nußbaum

Neulingen-Nussbaum. Da beim zweiten Angriff aber die Bomben überwiegend am nordwestlichen Ortsrand auf dem freien Feld einschlugen, wurde niemand verletzt, auch Gebäude wurden keine beschädigt.

Helene Lansche (1915 bis 2000) konnte sich noch gut daran erinnern, wie die Bauern aus großer Furcht im Karacho mit ihren Fuhrwerken in das Dorf gerast waren. Zu jener Zeit war es üblich, dass Landwirte vom Militär Pferde ausleihen konnten, die im Pfarrstall untergestellt waren. Wolfgang Sulzer erinnert sich, dass sich an jenem Tag sein Vater Reinhold ein Pferd ausborgen wollte. Wie durch glückliche Fügung kam dies jedoch nicht zustande – sonst wären wohl beide während der Feldarbeit im Bombenhagel ums Leben gekommen. An jenem nebligen Märztag wurde vor der ehemaligen Dreschhalle im Ort Tabak gewogen und in Planwagen geladen. Ob diese fälschlicherweise für Militärfahrzeuge gehalten wurden und den Angriff ausgelöst hatten, konnte nur gemutmaßt werden. Es gab auch die These, dass der 1940 erbaute Nußbaumer Tabaktrockenschuppen der Grund war, der nahe der Dreschhalle stand. Das imposante Holzbauwerk, das neben der Stephans-Kirche als zweites Wahrzeichen von Nußbaum galt, war in dieser Art einmalig in der Region. Es wurde damals spekuliert, dass das Gebäude von der Luft aus für die Piloten möglicherweise für eine heimliche Rüstungsfirma hätte gehalten werden können.

Der Luftraum über Nußbaum kam während des Zweiten Weltkrieges nicht zur Ruhe. So erinnert sich Sulzer noch heute daran, dass über einen längeren Zeitraum der berüchtigte „Bomber-Karle“, wie er im Volksmund genannt wurde und wohl ein Aufklärungsflugzeug war, den Ort unsicher machte. Wie in anderen Gemeinden, versetzte er allabendlich durch seinen Überflug auch die Menschen in Nußbaum in Angst und Schrecken.

Während einmal eine Luftmine außerhalb des Dorfes im Gewann „Sperberslaub“ niederging, tobte an einem Sonntagmorgen im Herbst ein fürchterlicher Luftkampf über dem Ort, bei dem ein Flieger in Richtung Sprantal abgeschossen wurde.

Autor: Peter Dietrich