Neulingen
Neulingen -  06.04.2018
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„Das Digitale ist immer relativ“: Künstlerduo Sandra und Uwe Fischer stellt bei Buslat aus

Neulingen. Rund zwei Meter groß ist die Figur, die mitten im Raum steht und beide Arme nach oben streckt. Sie besteht aus vielen kleinen, gelben Gesichtern: Smileys, die mal wütend, mal erstaunt schauen, mal lächeln, die Zähne fletschen und geschriebene Botschaften tragen. Ihre Erschaffer, Sandra und Uwe Fischer, spielen damit auf soziale Netzwerke und Nachrichtendienste an.

In der Ausstellung bei der Künstlergilde Buslat geht es dem Künstlerduo vor allem darum, das komplexe Wechselspiel zwischen der menschlichen Schöpfungskraft und den digitalen Hilfsmitteln sichtbar zu machen. Etliche Skulpturen und Grafiken sind im Katharinenthaler Hof zu sehen.

„Das Digitale ist immer relativ“, sagt Uwe Fischer. Der studierte Maler verweist auf eine Arbeit seiner Frau Sandra: Die Grafik „Erdnüsse in einer verlorenen Stadt“ ist zunächst am Computer entstanden. Erst nach dem Ausdrucken hat sie die Künstlerin koloriert und die Details mit Tusche und Feder gezeichnet. Das dabei entstandene Bild ist beeindruckend: hinten, in tristem Grau, eine zerstörte Stadt, zusammengefallene Häuser. Vorne, liegend, in Braun, Erdnüsse, teilweise aufgeknackt. Sie gehen einen Dialog ein mit den zerstörten Häusern. „Man sitzt auf der Couch und knabbert Erdnüsse, während im Fernsehen in Echtzeit Bilder von zerstörten Häusern zu sehen sind und Menschen um ihr Leben kämpfen“, sagt Fischer. Eigentlich absurd.

Blick aufs Zeitgeschehen

Er und seine Frau wollen mit ihren Arbeiten einen anderen, einen alternativen Blick auf das Zeitgeschehen ermöglichen und zum Nachdenken anregen. Nach oben zeigende Daumen in einer Landschaft spielen auf das größte soziale Netzwerk an, eine Leiter mit Salatgurken als Sprossen ist so labil, dass sie ins Nichts führt. Ebenso ein Turm aus Knochen mit Gurken darin. Eine zwei Meter hohe Statue besteht nur aus übereinandergestapelten Augen. Augen, die den Betrachter durchdringend anzustarren scheinen.

Geht es um das Thema Überwachung? Der Betrachter ist zur aktiven Auseinandersetzung mit diesen Kunstwerken aufgefordert, um zu erkennen, was hinter und in ihnen verborgen ist. Backsteine können so zu Trägern von Geheimnissen werden. Was sich darin befindet, erfährt man nur, wenn man mit einer Taschenlampe hineinleuchtet. Auch vier Live-Performances hat das Künstlerduo vorbereitet. Sie spielen mit der Wahrnehmung der Zuschauer und Zuhörer: Auf der Leinwand läuft ein auf verschiedene Weise animierter Film, den Uwe Fischer live am Klavier begleitet. Multi-Effekt-Prozessoren verfremden den Klang in Echtzeit. Hinzu kommen ein analoger Synthesizer und Naturgeräusche, die aus frei hängenden, hin und her pendelnden, kabellosen Lautsprechern dringen. Eine außergewöhnliche Verbindung, die Gattungsgrenzen geschickt überschreitet.

Autor: Nico Roller