Neulingen
Neulingen -  26.10.2020
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Die Eiche soll es richten: Das bringt der Klimawandel für den Neulinger Wald mit sich

Neulingen. Die Temperatur nimmt im Mittel zu, der Niederschlag ab. Das hat Folgen – auch für den Wald. Die Bäume würden das Wasser künftig nicht mehr so hoch transportieren können, sagt Jana Kohler: Sie würden niedriger, der Wald werde vorratsärmer, lichter und deutlich reicher an Eichen.

Kohler ist beim Forstamt des Enzkreises für Controlling und Hoheit zuständig. Zusammen mit Kreisforstamtsleiter Andreas Roth, dem Wildtierbeauftragten Bernhard Brenneis und dem Neulinger Förster Martin Schickle macht sie sich am Freitagnachmittag im strömenden Regen auf den Weg durch den Wald im Gewann „Schlettich“. Zwei Stunden dauert der Rundgang, an dem auch Vertreter von Naturschutz- und Jagdverbänden, vom Landschaftserhaltungsverband und der Schutzgemeinschaft „Deutscher Wald“ teilnehmen. Im Mittelpunkt steht der Klimawandel.

Experimente mit neuen Arten

Als man in Neulingen 1982 die Forsteinrichtung vornahm, hatte die Fichte noch einen Anteil von 21 Prozent. Inzwischen sind es nur noch drei. „Die Fichte ist der große Verlierer des Klimawandels“, sagt Förster Martin Schickle: Die Kombination aus Trockenheit, Stürmen und Borkenkäfer mache ihr schwer zu schaffen.

Im rund 500 Hektar großen Neulinger Wald dominiert das Laubholz: Eiche mit 17 und Buche mit 46 Prozent sind am stärksten vertreten. Auf die Eiche setzt man in Zeiten des Klimawandels viel Hoffnung – wohl wissend, dass sie als Lichtbaumart nicht in den Schatten gestellt werden darf und dass junge Eichen ein besonderer Leckerbissen für Rehe sind. Deshalb ist für Roth eine gute Zusammenarbeit mit den Jägern wichtig. Schickle sagt, die Eiche habe eine gute Chance, dem Klimawandel zu trotzen. „Aber wir wissen nicht, ob sie nicht auch irgendwann an ihre Grenzen kommt.“

Auch bei der Douglasie ist man vorsichtig optimistisch. In Neulingen macht sie zwölf Prozent aus. Ihr Holz habe gute Eigenschaften, auch im Außenbereich, sagt Schickle und macht gleichzeitig deutlich, dass er es für falsch hält, alle Hoffnung auf eine Baumart zu richten: „Wir müssen auf Vielfalt setzen.“ Roth spricht sich dafür aus, mit neuen Baumarten auf kleinen Versuchsflächen zu experimentieren, um zu sehen, welche von ihnen in Zukunft funktionieren könnten.

Autor: Nico Roller