Frust in Enzkreis-Gemeinden: Bei vielen Projekten laufen die Kosten aus dem Ruder
Enzkreis/Keltern/Neulingen. Die heiße Baukonjunktur kühlt die Stimmung in Kommunen. Denn durch sie werden viele Projekte immer teurer. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht.

Immer wieder tauchen über Bauprojekten dunkle Wolken in Form von Kostensteigerungen auf.
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So manche Kommune befindet sich in einer Zwickmühle. Geplante Bauprojekte werden teurer als gedacht. Und eine Vollbremsung samt neuerlicher Ausschreibung zu einem späteren Zeitpunkt verheißt auch nichts Gutes. Der Grund ist, dass die Baukonjunktur zunehmend heiß läuft. Manch Kalkulation scheint schon in dem Moment überholt, wenn sie das Fachbüro verlässt. Im Kelterner Gemeinderat ging es dieser Tage um einen symptomatischen Fall. Für die Kanalauswechslung „Im Thäle“ hatten laut Verwaltung zehn Unternehmen die Ausschreibungsunterlagen angefordert. Eingereicht worden waren dann aber nur zwei Angebote, die über der maximal eingeplanten Auftragssumme lagen. Dies kommentierte Bauamtsleiter Michael Mühlen wie folgt: „Die geringe Zahl der abgegebenen Angebote als auch die Höhe der beiden Angebote spiegelt die für die Kommunen schwierige Marktlage beziehungsweise die äußerst gute Auftragssituation der Bauunternehmungen wider.“
Bürgermeister Steffen Bochinger ermunterte den Rat gleichwohl zu einer Vergabe. Jahr für Jahr sei mit einer Kostensteigerung von bis zu 25 Prozent zu rechnen. Deshalb sei es besser jetzt abzuschließen, als später in eine Kostenfalle reinzulaufen. Über 160 000 Euro drauf legen zu müssen, könne man auch so interpretieren, dass man sogar noch „mit einem blauen Auge davongekommen“ sei, so Bochinger. Für den Abriss des Gebäudes Heldengasse 1 in Ellmendingen wiederum hatte man zunächst überhaupt kein Unternehmen gefunden. Dann erfolgte eine freihändige Vergabe. Begründung: Aufgrund der Konjunkturlage sei bei einer erneuten Ausschreibung nicht mit einem besseren Ergebnis zu rechen.
Michael Schmidt, Neulingens Verwaltungschef und Sprecher der Enzkreis-Bürgermeister, kennt das Problem: „Die sehr gute Konjunktur der zurückliegenden Jahre führt tatsächlich zu erheblichen Kostensteigerungen bei Baumaßnahmen.“ Zwar laufe nicht jedes Projekt aus dem Ruder, „einen „Marktanpassungszuschlag muss man aber in jedem Fall einpreisen“. Noch problematischer sei es bisweilen, zeitnah Handwerker für Baumaßnahmen zu gewinnen. Im Sinne einer oft geforderten, anti-zyklischen Wirtschaftspolitik der öffentlichen Hand wäre es jetzt wohl tatsächlich an der Zeit, sich mit neuen Projekten zurückzuhalten. Da der ganz überwiegende Teil von öffentlichen Bauprojekten aber aus schierer Notwendigkeit geschehe, etwa bei Kindergartenneubauten und Schulhaussanierungen, sei ein jahrelanger Aufschub „nur begrenzt möglich“.
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