Neulingen
Neulingen -  28.10.2021
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Gegenwind kommt auf: Neulinger übergibt Gemeinderat Unterschriftenliste gegen Windkraftanlagen

Neulingen. Auch, wenn das nicht allen Bürgern gefällt: Der nächste Schritt in Richtung Windpark ist gemacht. Bei nur einer Gegenstimme hat der Neulinger Gemeinderat dem Indikativangebot der RES Deutschland zugestimmt und die Verwaltung damit beauftragt, auf dieser Grundlage einen Gestattungsvertrag auszuhandeln und abzuschließen. Er gewährt dem Investor Exklusivität auf Waldflächen in den links und rechts der Bundesstraße 294 gelegenen Distrikten Hinterbach und Altenhau. Dort will er prüfen, ob ein Windpark realisierbar wäre.

Eigentlich hätte dieser Schritt schon im September gegangen werden sollen. Doch kurz vor der Gemeinderatssitzung hatte sich ein weiterer Investor gemeldet, der Interesse an demselben Standort zeigte. Bürgermeister Michael Schmidt (parteilos) entschloss sich dazu, den Tagesordnungspunkt abzusetzen, um dem Gemeinderat Gelegenheit zu geben, auch den zweiten Investor kennenzulernen. Das ist inzwischen geschehen: In nicht-öffentlicher Sitzung haben sich beide Firmen vorgestellt und ihre Angebote erläutert – mit dem Ergebnis, dass sich der Gemeinderat für ein Festhalten an der RES Deutschland entschied.

Was der international tätige Investor in Neulingen vorhat, gefällt allerdings nicht allen: In der Bürgerfragestunde meldete sich „ein überzeugter Gegner der Windenergie im Wald“ und verwies unter anderem auf dessen Erholungsfunktion und Artenvielfalt. „Erhalten Sie den Gemeindewald den Bürgern in seiner jetzigen Funktion“, appellierte er an den Gemeinderat und bekam dafür Applaus aus den Reihen der rund 50 Zuhörer. An die Verwaltung übergab er eine Liste, auf der sich seinen Angaben zufolge 320 Unterschriften von Menschen befinden, die sich gegen einen Windpark im Wald aussprechen. Weitere 100 seien noch bei den Bürgern.

Der Gemeinderat war sich weitgehend einig. Nur Rainer Prokosch (CDU) lehnte das Vorhaben ab. Er sei nicht gegen Windkraft, aber die Flächen müssten pfleglich ausgesucht werden und es dürfe der Natur kein übermäßiger Schaden zugefügt werden. Auch von der Wirtschaftlichkeit am vorgesehenen Standort ist er nicht überzeugt. Martin Schickle (FWV), von Beruf Förster, betonte, der Schaden im Wald müsse so gering wie möglich gehalten werden. Dem Vorhaben steht er offen gegenüber. Auch Thomas Seidel (SPD) betonte, der Klimawandel sei ein großes Problem. „Wenn wir vor Ort die Möglichkeit haben, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten, dann sollten wir das tun.“ Sead Karic (FWV) betonte: „Hier geht es nicht um Profit, hier geht es um Klimawandel.“

Schmidt betonte, man müsse sich mit der Energiewende auseinandersetzen. Potenzielle Standorte von vornherein auszuschließen, schaffe langfristig Probleme – auch vor dem Hintergrund, dass im Koalitionsvertrag der Landesregierung ein Mindest-Flächenziel für Windenergie und Photovoltaik von zwei Prozent der Landesfläche vereinbart ist. Dass der Wald mit der Anlage vernichtet werde, sei so nicht richtig, sagte Schmidt: Für jeden Eingriff müsse man einen Ausgleich schaffen.

Der Investor plant momentan mit drei Anlagen. Geschäftsführer Gerhard Kienzler sprach von einem „langen, komplexen Verfahren“. Unter anderem sind eine Artenschutz-Untersuchung und eine Windmessung nötig. Erst, wenn die Sachlage eindeutig sei, gehe man ins Genehmigungsverfahren. Baubeginn könnte 2025 sein. Die RES will die Betriebsführung für den Windpark übernehmen. Eine Bürgerbeteiligung oder Zuwendungen an die betroffenen Kommunen seien denkbar.

Autor: Nico Roller