Künstler zeigt wie schweres Material in Leichtigkeit verwandelt wird
Neulingen. In der spröden Ursprünglichkeit der Holzskulptur und den Krafträumen mit der glatten Kühle des Stahls liegt ein gemeinsamer Nenner. Frank Robert Köhler, dessen Arbeiten ab morgen bei der Künstlergilde Buslat zu sehen sind, hat bei aller Unterschiedlichkeit eine gemeinsame Basis gefunden.
Die Verbindung der visuellen Deutungsebene, in die er neben der Materie vor allem das Licht einbezieht, mit einer geistigen Dimension, auf der Grenzlinie von Naturwissenshaft und Spiritualität. Das Spannungsverhältnis lässt sich öffnen – es ist die Offerte des Künstlers an den Betrachter, sich das Wechselspiel unterschiedlicher Dimensionen in einer persönlichen Sicht anzueignen: „Ich will keine Distanz, sondern absolute Nähe“.
Bei der Künstlergilde entfaltet sich die von der üblichen Präsentationsform abweichende Ausstellung mit dem Thema „Lichtgestalten“ stimmungsvoll und mit gelassener Ruhe, aber auch mit ambivalenter Kraft im ganzen Raum. Licht, das während der Ausstellungsdauer die Farbe wechselt, gibt den atmosphärischen Wert vor. Es wird aber ebenso als konstruktiv gestaltbare Materie erkennbar, wenn es in Form von 3D-Lasern zur Interaktion mit der Skulptur antritt, das Objekt durchtrennt, umkreist und „bemalt“, sich dem dazu gegebenen Klangspektrum anpasst. „Bewegte Materie“ sei das, sagt Köhler und spielt damit auch auf die Leichtigkeit des Lichts an, die das Bollwerk des Materials Stahls auch mit Schattenrissen umspielt.
Der Stahlbildhauer arbeitet mit Fundstücken, zuhause in Großglattbach hat sich ein ganzes Materiallager angesammelt. Ausgediente Versatzteile aus irgendeiner industriellen Fertigung, Stanzabfälle – auch die Bahn bietet Material: „Das ist alles Schrott – ich habe einen Riesenfundus, aus dem ich mich bedienen kann“, sagt Köhler. Es gilt, die Botschaft zu entschlüsseln, die sich aus der realen Komposition vieler kleiner und großer verschweißter Teile herauslösen lässt. Sich darauf einzulassen. Gegenwart erfahren, das ist eine der Aufforderungen des Künstlers: „Viele leben heute in der Vergangenheit oder blicken voller Zweifel und Angst auf die Zukunft, aber die Gegenwart lohnt.“ Sie präsentiert sich in der Ausstellung in verschiedenen Formen – nicht allein die „Zeitmaschine“ sorgt für den Hin- und Rücktransport ins Hier und Jetzt. Es sind ebenso die zeitungebundenen Gesetzmäßigkeiten, die Köhler in seine Arbeiten integriert – Quantentheorie, mathematische Raumformeln. Wenn Köhler zu Erklärungen ansetzt, wirkt das, er gesteht das selbst, etwas verkopft. Seine Arbeiten dagegen vermitteln diesen Eindruck nicht: Ruhe und eine harmonische Struktur beherrschen die im Mittelpunkt der Präsentation stehende Kugel aus gleichgroßen Metallringen – ein Objekt, das ein optischer Blickfang ist, hinter dem man einiges entschlüsseln kann.