Neulingen
Neulingen -  02.11.2018
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Künstlergilde Buslat zeigt Middel-Arbeiten: Rückblick auf gemeinsamen Lebensweg

Neulingfen. Es gibt diese Erkenntnis, mit der wir lernen müssen umzugehen: Dass der Zauber des Lebens auch die magischsten Momente oft nicht zu überdauern vermag und unerwartet abstürzen kann. Lebenslinien, die vorgezeichnet schienen, zerbrechen. Ute Middel hat diese intensive Erfahrung machen müssen. Der plötzliche Tod ihres Mannes Uwe, mit dem sie die November-Ausstellung bei der Künstlergilde Buslat noch geplant hatte, war im vergangenen Jahr das Ende eines gemeinsamen Lebens – und Künstlerweges. Doch trotz der Trauer und des Abschieds, die diese Präsentation, die am Sonntag auf dem Katharinentaler Hof eröffnet wird, begleiten, liegt über ihr eine besondere Kraft voller Leichtigkeit und Heiterkeit – Abbild des Lebens dieses Künstlerpaares.

Sie beweist: Kunst kann Widerstand leisten gegen die Dunkelheit des Lebens. Ute Middel hat das erkannt. Sie ist mit ihren Bildern aufgebrochen zu einer ganz neuen malerischen Ausrichtung.

Die Bretagne ist bis zu Uwe Middels Tod Sehnsuchtsort der beiden und künstlerischer Ausgangspunkt geblieben. Hier war ihre zweite Heimat, dem künstlerischen Gestalten eng verschworen. „Die Bretagne“, hat Ute Middel einmal gesagt, „setzt etwas bei mir in Bewegung. So eine Art inneres und äußeres Wohlbefinden“.

Damit hat sie wohl ebenso ihrem Mann aus der Seele gesprochen, auch wenn dieses Künstlerpaar als eingeschworenes und liebevolles Team nicht immer einer Meinung war. Dazu waren und sind beide zu eigenständige Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Ausdrucksformen. „Er dachte drum herum, ich flächig“, sagt Ute Middel. Aber was auch immer die Unterschiedlichkeit – nicht Gegensätzlichkeit – ausmachte: Der liebevoll-klare Blick auf den Anderen war stets Bestandteil ihrer 50-jährigen Partnerschaft.

Ute Middel hat für diese Ausstellung Arbeiten ihres verstorbenen Mannes herausgesucht, die sie besonders liebt, die typisch für seine Formfindung waren. Für sein Aufgreifen der inneren Kräfte der in ihrer Ursprünglichkeit belassenen Steine, auf denen kleine Bronzeskulpturen ein ganz eigenes, heiter- hintersinniges Leben führen. Uwe Middel entdeckte immer sehr schnell die Schwächen und die Hintergründigkeit hinter dem vermeintlich Klaren und servierte sie mit einem Lachen und einer Portion fröhlicher Frechheit. Seine Menschen oder Tiere, die sich mit ihrer Energie eine sehr subjektive Dynamik schaffen, wirbeln den Kosmos leicht durcheinander, zierlich und graziös tanzen sie auf Zehenspitzen, vollführen waghalsige Drehungen, rumoren und spreizen sich - und bleiben doch dem Boden fest verbunden.

Wendepunkt, Aufbruch und Umbruch sind die Stichworte, unter denen Ute Middel heute couragiert voranschreitet. „Ich bin freier geworden beim Malen“, sagt sie – und das darf nicht missverstanden werden. Hat sie früher mit klaren Linien und Formen gearbeitet, legt sie heute mitunter den Pinsel weg und greift zum Spachtel, um jede Gegenständlichkeit zu vermeiden. Konkrete Formen werden in Farbempfindungen aufgelöst, Konturen und Details verschwinden in der erinnernden Umsetzung, Wirklichkeit wird zum Rohstoff.

Autor: Gabriele Meyer