Neulingen
Neulingen -  09.03.2022
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Neulingen trauert um Nußbaums letzten Bürgermeister

Neulingen-Nußbaum. Neulingen trauert um einen Mann, dessen Leben auf vielfältige Weise mit der Gemeinde eng verwoben war: Harri Beyer – von 1962 bis 1970 letzter Bürgermeister des ehemals selbstständigen Ortes Nußbaum, Ehrenbürger und Feuerwehrler mit Leib und Seele – ist in der Nacht auf Dienstag, 8. März, im Alter von 95 Jahren nach längerem Demenzleiden gestorben. Der Wahl-Nußbaumer hat das Dorf auf vielfältige Weise geprägt.

Den gebürtigen Sachsen hatte es nach dem Zweiten Weltkrieg nach Nußbaum verschlagen, wo er Gerda Schrodt kennenlernte und heiratete. Nach 69 Ehejahren ist sie am 24. August 2016 im Alter von 89 Jahren verstorben. Harri Beyer hinterlässt zwei Töchter, zwei Söhne, sechs Enkel und neun Urenkel. Bis zuletzt war er seiner Familie nah und wohnte im Altenpflegeheim Bethanien in Kieselbronn, wo zwei seiner Enkelinnen in der Pflege arbeiten.

Nicht nur familiär, auch beruflich entwickelte sich für Beyer in Nußbaum eine erfolgreiche Zukunft. Acht Jahre lang war er bis zur Gemeindereform Rathauschef Nußbaums und im Anschluss bis 1973 bei der Bürgermeisterei Bauschlott-Göbrichen-Nußbaum angestellt, deren Entstehung er begleitete. Bis 1989 blieb er der Kommune als Verwaltungsangestellter im Bereich Meldeamt treu. Während seiner Zeit als Bürgermeister förderte er laut Gemeinde tatkräftig die positive Entwicklung Nußbaums, indem Baugebiete erschlossen, die Kanalisation sowie Straßen ausgebaut und das Schulgebäude errichtet wurden.

All seinen Tätigkeiten habe er sich stets mit großem persönlichem Einsatz gewidmet, heißt es aus dem Rathaus. Bürgermeister Michael Schmidt betont die Hilfsbereitschaft Beyers ebenso wie dessen handwerklichen Sachverstand. Beides habe er gerne in den Dienst der Allgemeinheit gestellt, etwa bei der Verwirklichung des Feuerwehrgerätehauses sowie der Veranstaltungshalle in Nußbaum. Sein gemeinnütziges Engagement zeigte sich auch bei Hilfsaktionen, Fotoausstellungen oder Gestaltung der Ortseingangstafeln.

In Würdigung seiner Verdienste um das Gemeinwohl wurde Harri Beyer 2013 die Bürgermedaille und damit die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde verliehen. „Wir verlieren mit Harri Beyer einen hoch geachteten Bürger unserer Gemeinde, der sich mit seinem vielseitigen und vorbildlichen Einsatz großes Ansehen und besondere Wertschätzung erworben hat“, so Schmidt. Die Gemeinde sei ihm zu großem Dank verpflichtet und werde ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.

Zeitlebens schlug Harri Beyers Herz für die Feuerwehr. 1940 trat er in die Jugendfeuerwehr seiner Heimatstadt Zwickau ein. Zusammen mit Hans Kraus gründete er schließlich auch im Enzkreis am 4. Februar 1970 die Nachwuchsabteilung in Nußbaum und unterstützte kreisweit ähnliche Vorhaben. Er hatte zahlreiche Ämter inne: vom Kreis-Jugendfeuerwehrwart, über Abteilungskommandant in Nußbaum bis hin zum Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Neulingen. 1990 war er Mitbegründer der Vereinigung ehemaliger Kommandanten im Enzkreis und wurde nicht untätig, als er in die Altersriege wechselte. Sein Dienst war für ihn nie Pflicht, sondern stets Selbstverständlichkeit zum Schutz des Nächsten.

Eine weitere Leidenschaft verband er mit der Feuerwehr: Harri Beyer war leidenschaftlicher Sammler von Feuerwehrzubehör, -orden und -abzeichen aus dem In- und Ausland. Seine Sammlung hat einen Platz im Nußbaumer Feuerwehrhaus gefunden und wird dort – wie so vieles in der Gemeinde – an ihn erinnern.

Die Beisetzung auf dem Nußbaumer Friedhof findet am Montag, 14. März, um 14 Uhr statt. Eine Kondolenzliste liegt auf.

Autor: pd