Neulingen
Neulingen -  06.08.2021
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So wurden Frauen zu Wählern: Rund 30 Zuhörer folgen dem Vortrag im Bauschlotter Schloss

Neulingen-Bauschlott. Kaum einer kann mit den Namen Hedwig Dohm, Helene Lange und Anita Augspurg etwas anfangen. Dabei handelt es sich bei ihnen um Vorkämpferinnen für das Frauenwahlrecht in Deutschland, um mutige Wegbereiterinnen, die sich auch von Widerständen nicht abhalten ließen.

Ana Kugli hat ihnen und dem langen Weg zum Frauenwahlrecht ein „kleines, aber feines Büchlein“ gewidmet, erschienen im Verlagshaus von Jeff Klotz, aufgeteilt in einen historischen Teil und einen, in dem zehn Wegbereiterinnen vorgestellt werden.

Auf Einladung der Frauen Union führte die promovierte Literaturwissenschaftlerin, Journalistin, Texterin und Autorin am Dienstagabend bei einem kurzen Vortrag im Bauschlotter Schloss in das Thema ein. Im Plauderton nahm Kugli die gut 30 Zuhörer mit auf eine kurzweilige Reise zurück in das 19. Jahrhundert: in eine Zeit, in der Frauen in Deutschland weder wählen noch in politischer Mission Versammlungen abhalten durften. Anschaulich erklärte Kugli, wie sich Frauen dennoch in Bildungsvereinen trafen und dort „beim Häkeln“ über Politik sprachen, wie ab den 1850-er-Jahren das Frauenwahlrecht eine ihrer zentralen Forderungen wurde.

Kugli benennt die wesentlichen Stationen und Zusammenhänge, erklärt, dass es eine einheitliche Frauenbewegung damals noch nicht gab, dass stattdessen bürgerliche und sozialistische Strömungen existierten, die sich erst wesentlich später zusammentaten. Als Geburtsstunde der organisierten Frauenbewegung kann laut Kugli das Jahr 1865 gelten, in dem der Allgemeine Deutsche Frauenverein gegründet wurde. Weitere Meilensteine folgten: 1891 nahm die SPD als erste Partei das Frauenwahlrecht in ihr Programm auf, ab 1908 durften Frauen politische Vereine gründen und ihnen beitreten. 1918 war die Monarchie nach dem Ersten Weltkrieg am Ende, im selben Jahr veröffentlichte der Rat der Volksbeauftragten einen Aufruf an das deutsche Volk, der für Frauen das Wahlrecht vorsah. Am 19. Januar 1919 war die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung die erste große, an der Frauen teilnehmen durften.

„Damit gehörte Deutschland zur Avantgarde in Europa“, sagte Kugli: Selbst altehrwürdige Demokratien hätten länger gebraucht: In Großbritannien kam das Frauenwahlrecht erst 1928, in Frankreich 1944 und bis es in der Schweiz galt, dauerte es bis 1971. Vorreiter in Europa war im Jahr 1906 Finnland gewesen. Nicht nur einmal betonte Kugli, wie wichtig es sei, Frauen zu motivieren, sich politisch zu engagieren. Nicht nur Petra Wißmann war von ihrem Vortrag begeistert. Eigentlich sei er schon im vorigen Herbst geplant gewesen, erklärte die kommissarische Vorsitzende der hiesigen Frauen Union und brachte ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass man sich nun nach einem dreiviertel Jahr zum ersten Mal wieder sehe.

Autor: Nico Roller