Niefern-Öschelbronn
Niefern-Öschelbronn -  23.08.2020
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Bademeister rettet Frau im Nieferner Freibad nach Herzstillstand das Leben: Emotionales Wiedersehen nach Reha

Niefern-Öschelbronn. Vom Freibad auf die Intensivstation - dass der Tag so enden würde, hatten sich Regina Krumpel und ihr Mann sicher nicht vorgestellt. Die 68-Jährige erlitt im Nieferner Freibad einen Herzstillstand - und überlebte, dank der couragierten Hilfe von Bademeister Nico Voges.

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Freuen sich gemeinsam über die Rettung (von links nach rechts): Niefern-Öschelbronns Bürgermeisterin Birgit Förster, Bademeister Nico Voges, Patientin Regina Krumpel und der Chefarzt für Notfallmedizin am Pforzheimer Helios Klinikum, Felix Schumacher. Foto: Helios Klinikum Pforzheim

Bereits am 2. Juli schwammen Krumpel und ihr Mann wie gewohnt ihre Bahnen im Nieferner Freibad. Als sie aus dem Wasser kam, fühlte sich Krumpel nicht gut und informierte den Bademeister. Voges bot ihr einen Platz im Personalraum an und rief vorsorglich den Rettungsdienst. In der Zwischenzeit fühlte sich die 68-Jährige immer schlechter, bis sie bewusstlos wurde.

"Die Nulllinie auf dem Überwachungsmonitor und der Blick in die verzweifelten Augen von Herrn Krumpel haben mich angespornt durchzuhalten. Ich habe einfach funktioniert."

Bademeister Nico Voges

Voges stellte keine Atmung mehr fest und beganng sofort mit der Wiederbelebung. "Schon beim Drücken habe ich bemerkt, dass meine Maßnahmen etwas bringen. Immer wieder bewegten sich Frau Krumpels Füße leicht", erzählt er. Auf Bitten des Rettungsdienstes führte er die Herzdruckmassage fort, während sich dessen Mitarbeiter um die Beatmung kümmerten: "Die Nulllinie auf dem Überwachungsmonitor und der Blick in die verzweifelten Augen von Herrn Krumpel haben mich angespornt durchzuhalten. Ich habe einfach funktioniert."

Regina Krumpel wurde mit dem Rettungswagen ins Helios Klinikum gebracht. Auf der Intensivstation stellte sich heraus, dass ein Verschluss der linken Herzkranzarterie die Ursache des Herzstillstandes war. Durch eine Herzkatheteruntersuchung wurde das Gefäß sofort wieder eröffnet, anschließend erhielt die Patientin einen Defibrillator.

"Sie steht hier vor mir und lacht, schöner kann es nicht sein."

Voges beim Wiedersehen mit Krumpel

Die 68-Jährige erinnert sich nur noch daran, dass Sie abends im Klinikum aufgewacht ist. "Mir kratzt der Hals", waren ihre ersten Worte. Ihr ging es so gut, dass sie das Krankenhaus nach einer Woche bereits wieder verlassen durfte.

Emotionales Wiedersehen

Während einer dreiwöchigen Reha hat sich Krumpel gut erholt. Ihr Mann durfte sie dort coronabedingt nur eingeschränkt besuchen. Dennoch hat er den Bademeister immer darüber informiert, wie es seiner Frau geht. Die überwacht nun regelmäßig ihren Blutdruck und besucht die Defibrillator-Sprechstunde am Helios Klinikum.

Nun haben sich die 68-Jährige und ihr Lebensretter das erste Mal wieder getroffen. Der Bademeister kann sich ein paar Tränen nicht verkneifen: "Sie steht hier vor mir und lacht, schöner kann es nicht sein." Krumpel freut sich, sich bei ihrem Lebensretter persönlich bedanken zu können.

"Ich bin stolz darauf, so engagierte Mitarbeiter in unserer Gemeinde zu haben."

Niefern-Öschelbronns Bürgermeisterin Birgit Förster

Schmunzelnd erzählt der Bademeister, dass er sich nach der Heldentat erstmal bei seinem Berufsschullehrer bedankt habe: "Er hat uns immer Reanimationskurse gegeben und jetzt ist der eine Tag gekommen, an dem dieses Wissen überlebenswichtig war." Der Berufsschullehrer wird die Geschichte an seine jetzigen Schüler weitertragen.

"Die wahren Helden der Notfallmedizin"

Auch der Chefarzt für Intensiv- und Notfallmedizin am Helios Klinikum Pforzheim, Felix Schumacher ist stolz: "Für mich sind Menschen wie Herr Voges die wahren Helden der Notfallmedizin – sie schenken in einem solchen Fall tatsächlich Leben. Deshalb habe ich mich nochmals persönlich bei Herrn Voges für seinen selbstlosen Einsatz bedankt." Niefern-Öschelbronns Bürgermeisterin Birgit Förster schließt sich an: "Ich bin stolz darauf, so engagierte Mitarbeiter in unserer Gemeinde zu haben."

"Auch in Coronazeiten ist erste Hilfe unerlässlich. Auf eine Beatmung der verunglückten Person kann zwar verzichtet werden, aber eine Herzdruckmassage sollte immer durchgeführt werden. Wer beherzt eingreift, kann Leben retten und macht niemals etwas falsch."

Felix Schumacher, Chefarzt für Intensiv- und Notfallmedizin am Helios Klinikum Pforzheim

Wenn in den ersten Minuten eines plötzlichen Herzstillstandes keine Herzdruckmassage erfolgt, sinkt die Chance, diesen zu überleben. Denn wenn kein sauerstoffhaltiges Blut in das Gehirn gepumpt wird, sterben Gehirnzellen ab. Engagierte Ersthelfer wie Voges sorgen in der entscheidenden Phase nach dem Herzstillstand dafür, dass das Gehirn keinen Schaden nimmt.

Noch hat sich Regina Krumpel nicht getraut, wieder schwimmen zu gehen. Doch Schumacher hat der zuvor immer sportlichen Schwimmerin angeboten, sie ins Freibad Niefern zu begleiten. Dann erfüllt sich Herr Voges größter Wunsch: Die 68-Jährige wieder lächelnd schwimmen zu sehen.

 "Auch in Coronazeiten ist erste Hilfe unerlässlich. Auf eine Beatmung der verunglückten Person kann zwar verzichtet werden, aber eine Herzdruckmassage sollte immer durchgeführt werden. Wer beherzt eingreift, kann Leben retten und macht niemals etwas falsch", unterstreicht der Chefarzt.

Autor: pm/PZ