Niefern-Öschelbronn
Niefern-Öschelbronn -  09.12.2019
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Festlich, feierlich, würdevoll - Gemeinschaftkonzert von Kirnbachkantorei, Cappella vocalis und Bachorchester in Niefern

Niefern-Öschelbronn. Kraftvoll dringt die Aufforderung durch den ganzen Kirchenraum: „Wachet! Betet!“, schmettern die Sänger ihrem Publikum entgegen, immer und immer wieder. Als sie am Samstag- und am Sonntagabend in zwei von der Firma Bellmer und der Sparkasse Pforzheim Calw unterstützten Konzerten zusammen mit den Musikern des Pforzheimer Bachorchesters und den Solisten der „Cappella vocalis“ die gleichnamige, im Jahr 1716 uraufgeführte Kantate Johann Sebastian Bachs (BWV 70a) zum Vortrag bringen, passt einfach alles. In Schwarz gekleidet, stehen die rund 20 Sänger der Kantorei am Samstagabend im Altarraum der evangelischen Kirche in Niefern, die Augen auf Susanne Fuierer gerichtet. Sie hat die Gesamtleitung inne und wenn sie das Signal gibt, dann geht es los.

Dann liefert das Orchester eine fröhliche, fast schon tänzerisch anmutende Melodie und die Sänger setzen dem fanfarenartigen „Wachet“ ein ruhiges, beinahe kontemplativ wirkendes „Betet“ entgegen. Eine schöne Inszenierung. Sie intonieren klar und fokussiert – so, dass trotz prächtiger Verzierungen jedes Wort verständlich bleibt. Wunderbar harmonieren ihre Stimmen und verschmelzen zu einem einzigen großen Klangkörper. In den vier Arien setzen die Solisten Akzente. Altistin Sonia Maria Höfler und Ágnes Bánrévy an der Oboe treten in ein musikalisches Zwiegespräch ein, gleichsam harmonisch und dynamisch, wohl austariert und geschmeidig. Ohne Überschwang und ein Zuviel an Pathos bringt Sopranistin Christine Fürniß-Stephan ihre warm-weiche, an Koloraturen reiche Stimme zum Einsatz. Flexibel, mit Präzision und Eleganz agiert der hervorragend disponierte Tenor Wilfried Rombach, während Bariton Peter Arestov die Verse äußerst zart entfaltet, garniert mit schönem Vibrato. Schöne Farben durchdringen den Kirchenraum, als der Chor mehrstimmig den Schlusschoral anstimmt.

Voll Freude sind auch die drei barocken Magnificat-Vertonungen, die Chor, Orchester und Solisten anschließend zum Vortrag bringen. Im groß anlegten Magnificat Johann Christoph Pepuschs glänzen die Stimmen der Solisten um die Wette – in den Arien und erst recht in den beiden Duetten. Das Orchester agiert sensibel und dezent.

Im Mittelpunkt stehen die Sänger und ihr Vortrag des Lobgesangs, den Maria anstimmte, als ein Engel ihr die Geburt Jesu verkündete. Besonders festlich-feierlich wirkt Domenico Cimarosas Vertonung: Der Chor jubiliert. Etwas schlichter, aber nicht weniger eindrucksvoll dagegen die Version von Johann Ludwig Krebs, ein Schüler Bachs. Während das Orchester einen zarten, melodischen Klangteppich webt, füllt prächtiger, eleganter Gesang den Kirchenraum. Entsprechend groß denn auch der Applaus.

Autor: Nico Roller