„Ladies Night“ in Niefern: Kein Job, kein Geld, keine Unterhosen
Niefern-Öschelbronn. Nur wenige Plätze in den hinteren Stuhlreihen des Niefern-Öschelbronner Ameliussaals sind nicht besetzt, als am Freitagabend das Saallicht aus- und der Spot angeht. Birgit Förster, Bürgermeisterin der Gemeinde, und Jochen Kästel, Inhaber der Ittersbacher Firma „Trend in Form“, arbeiten sich zu frech frivolem Swing und mit roten Rosen bewaffnet von hinten durch den Saal zur Bühne vor. Der Unternehmer begrüßt gemeinsam mit der „liebevollsten, wunderbarsten und erotischsten Bürgermeisterin im gesamten Enzkreis“, so ein Sprecher, das Publikum der Komödie „Ladies Night – Boys Welcome“ des Fischer und Jung Theaters.
„Kein Job, kein Geld, keine Unterhosen – guten Abend“, begrüßt Kästel gut 450 Gäste, darunter lokale und regionale Prominenz. Dann geben Birgit Förster und er die Bühne frei für Kalle, Herbert und Norbert. Schnell finden die Zuschauer sich in deren Stammkneipe wieder. Das Bühnenbild ist kahl. Graue Wände und dunkelbraune Eichenstühle vermitteln Trostlosigkeit. Norbert (Guido Fischer) ist der Inbegriff eines Langweilers. Mit V-Pullover, Karohemd und Brille auf der Nase stakst er steif über die Bühne. Seit einem halben Jahr traut er sich nicht, seiner Frau zu gestehen, dass er arbeitslos ist. Ganz anders Kumpel Kalle (Daniel Andone). Großspurig und mit mehr oder minder guten Witz auf den Lippen, hat er chronische Geldnot. Die Mutter seines Sohnes hat ihn rausgeworfen. Der Dritte im Bunde, Herbert (Oliver Fleischer), verkörpert Dick und Doof in einer Person. Seine Frau hat teure Tickets für die Männer-Striptease-Truppe Chippendales gekauft, was ihn stark verunsichert. Doch damit bringt er letztlich Kumpel Kalle auf eine Idee: „Wir werden Stripper!“
Ab da geht es rasant zur Sache und Publikum wie Schauspieler gleichermaßen können sich vor Lachen oft kaum mehr halten. Schließlich castet die Truppe zwei weitere Stripper – den homosexuellen Kevin (Björn Jung) und den heißen, dunkelhäutigen Rock (Ace Grandison), der wirklich tanzen kann und mit einem gekonnten Moonwalk das Publikum zum Toben bringt.
Schließlich spitzt sich alles zu. Ihr Auftritt naht. Alle wollen die strippenden Normalos aus der Nachbarschaft sehen, was deren Angst weiter steigert. Doch mit Toilettenfrau Antje (Safak Pedük), die eigentlich Nicolette heißt und selbst mal Stripperin war, haben sie eine erfahrene Trainerin gefunden, die die Choreografie in Fußball-Regeln übersetzt.
Tatsächlich vollzieht sich dann auch im Ameliussaal eine wundersame Wandlung: Wo eben noch gelacht, gekichert und gewitzelt wurde, wo Zuschauer mit den Charakteren gelitten und sich für sie geschämt haben, hält es keinen mehr auf den Stühlen. Der Saal tobt und fiebert mit jedem Kleidungsstück, das fällt, dem großen Finale entgegen.
Für das leibliche Wohl der Gäste sorgten viele Ehrenamtliche der TSG Niefern. Der Erlös der Veranstaltung geht an die Sterneninsel Pforzheim, den Kinder- und Jugendhospizdienst für die Stadt und die 28 Enzkreisgemeinden.