Politisch unkorrekter Nachtisch: Bissige Komödie „Zartbitter“ im Kulturbahnhof Niefern-Öschelbronn
Niefern-Öschelbronn. So zuckersüß die Schokolade auch schmeckt, die die beiden Chocolatiers Samantha und ihr neuer Kollege Tom zubereiten, so bitter-böse ist die Beziehung zwischen den beiden. Denn Tom ist schwul. Ein Zustand, der für die konservative Samantha nur schwer hinnehmbar ist.
Gespielt werden die beiden Streithähne von Carmen Steiner und Daniel Frenz von der kleinen Bühne Ettlingen. Überzeugend gibt Steiner die ewig Gestrige, für die die Liebe zwar das Einzige ist, „das schöner ist als Schokolade“ – jedoch nur, wenn sie zwischen Mann und Frau ausgelebt wird.
Mit der im politischen Diskurs fast schon komödiantischen Floskel „Ich habe ja nichts gegen Schwule, aber...“ will sie auch bei der Chefin intervenieren. Schade nur, dass deren Neffe gerade ebenfalls einen Mann geheiratet hat und die alte Dame keinerlei Problem damit hat. „Was ist nur aus den alten prüden Frauen geworden?“ fragt sich Samantha, als sie sich mit ihrem Standpunkt ganz allein wiederfindet. Als solche bezeichnet sie derweil ihr Gegenspieler Tom, der besonders ihr „Josef-Stalin-Temperament“ hervorhebt. Die 80 Zuschauer im Nieferner Kulturbahnhof kringeln sich über die gut gesetzten Spitzen der aus verschiedenen Welten stammenden Schoko-Fabrikanten.
Doch auch die ironische Wendung lässt in dem Stück von Lars Lienen nicht lange auf sich warten – und so finden sich die beiden eine falsche SMS-Nachricht später auf der gleichen Seite wieder. Und planen gemeinsam einen Mord. Einwandfrei funktionieren die technischen Feinheiten der Erzählung, mit deren Schwenk zum blauen, düsteren Licht Sequenzen aus der Vergangenheit dargestellt werden. Stark schlüpfen Steiner und Frenz dabei in die jeweils ursprünglichen Rollen.
Auch durch gesangliche Einlagen, mit Liedern, die eine 1950er- Jahre-Idylle aufleben lassen, zeigen die beiden Ettlinger ihre Variationsstärke. Eine Vorstellung, die beim Nieferner Publikum bestens ankommt.