„Schwester Cordula“ liefert Mix aus Gesang, Schauspiel und Lesung im Kulturbahnhof Niefern
Niefern-Öschelbronn. Adrettes Schwesternhäubchen, gestärkte Tracht und orthopädische Strümpfe – in ihrer „schau-spielerischen Kür für eine Krankenschwester und einen Groschenroman“ unter dem Arbeitstitel „Schwester Cordula liebt Arztromane“ waren diese pflegerischen Attribute für die Berliner Schauspielerin Saskia Kästner natürlich ein Muss. Mit ihrem „Langzeit-Zivi“ Dirk Rave am Akkordeon bot Kästner den Zuschauern im ausverkauften Nieferner Kultur-Bahnhof eine bunte und virtuose Mischung aus Lesung, Schauspiel und musikalischem Event.
Verbindendes Element in die-sem rasanten Wechsel der Genres und Feuerwerk der Emotionen bildeten zwei Arztromane, die in ihrem literarisch naturgemäß eher auf unterster Stufe rangierendem Niveau so ziemlich alle Klischees bedienten: Die blauäugige, herzensgute Kinderärztin, die den attraktiven Oberarzt beinahe an die kapriziöse, blond gelockte Tochter des Krankenhauseigentümers verliert, hatte ebenso ihren Auftritt wie die unschuldige, naive Missionsschwester, die trotz der Intrigen der schönen russischen Ärztin das Herz des charismatischen Tropenarztes gewinnt. Umrahmt wurde dieses wie in allen Groschenromanen stets vorhersehbare Spiel der Leidenschaften zum einen vom leichtfüßigen Akkordeonspiel des „Bundesfreiwilligen“, zum anderen aber von Kästners facettenreichem, stimmlich restlos überzeugendem Gesang. Sie begeisterte zudem auch mit ihren schauspielerischen Fähigkeiten und ausdrucksvoller Gestik und Mimik. Ob als französische, leicht verruchte Chansonnière oder als leidenschaftliche russische Volkssängerin, ob bei Klassikern wie „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ oder einer humorvollen Interpretation von „Fever“ – Kästner alias Schwester Cordula bewies, dass sie ein breites musikalisches Repertoire beherrscht. Kein Wunder, dass die Schauspielerin und ihr Partner die Bühne erst nach zwei Zugaben verlassen durften.