Niefern-Öschelbronn
Niefern-Öschelbronn -  26.09.2018
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

So gelang der Durchbruch im Nieferner Graffiti-Streit

Niefern-Öschelbronn. Der Graffiti-Streitfall in Niefern ist entschieden: Mit deutlicher Mehrheit hat der Gemeinderat die Montage von sechs besprayten Aluplatten des Jugendhauses auf der Rückwand der alten Schulturnhalle genehmigt. Die FW/FDP-Fraktion kam dagegen mit ihrem Antrag, die Gemeinde dürfe keine Flächen für Graffiti-Aktionen zur Verfügung stellen, nicht durch. Fraktionssprecher Erik Schweickert hatte befürchtet, die Freigabe der Stelle beim Skaterplatz würde Sprayer anlocken. Das sahen die anderen Gemeinderäte allerdings anders.

Das pädagogisch begleitete Projekt des Mädchentreffs dürfe nicht blockiert werden, so der einheitliche Tenor bei der CDU, den Freien Wählern, der Liste Mensch und Umwelt (LMU) und der SPD.

Die Mehrheit des Ratsgremiums stärkte mit der Entschließung Bürgermeisterin Birgit Förster den Rücken. Sie hatte die Aktion des Jugendhauses auf den Weg gebracht, im Gegensatz zu Schweickert, ihrem Stellvertreter, wie die PZ berichtete. Die sechs Sprayplatten, zwei auf einen Meter groß, sind für Förster eine gute Idee, den Skaterplatz „als Treff junger Leute anzunehmen und zu verschönern“.

Mit weiteren Beschlüssen will der Gemeinderat illegalen Sprayern jedoch einen Riegel vorschieben. Es gebe keine Freigabe für weitere Flächen. Täter, die Wände beschmieren, müssten nach wie vor angezeigt werden. Und sollten wieder Projekte mit Graffiti-Kunst entstehen, müsse das in jedem Fall die Ratsrunde entscheiden.

Eine große Rolle in der längeren Diskussion spielte der Rückzug der Malerinnung mit ihrem Anti-Graffiti-Mobil, sollte die Gemeinde die besprühten Platten an der Turnhalle anbringen, wie Obermeister Heiko Seiter im Vorfeld der Sitzung gegenüber der PZ ankündigte. Das Mobil gilt als Erfolgsmodell, damit Täter unter Anleitung der Malerfachleute Schäden beseitigen. Es hat zudem einen Vorteil: Junge Leute bleiben nicht auf den oft hohen Schadenssummen sitzen. Bürgermeisterin Förster sah in Seiters Nein eine Drohung, die sie nicht hinnehme. „Ich lasse mich doch nicht vom Anti-Graffiti-Mobil erpressen, nur weil eine Person ein ‚Nie wieder‘ ausdrückt“, sagte sie sichtlich aufgewühlt. Die Schmierereien in diesem Jahr habe die Gemeinde in eigener Regie beseitigt. Jedoch unter Mitwirkung der Polizei. Postenleiter Uwe Mörgenthaler habe das Haus des Jugendrechts in Pforzheim eingeschaltet und damit wie beim Mobil „einen Täter-Opfer-Ausgleich erreicht“. Spätestens dieses Argument überzeugte in der Debatte einige Ratsmitglieder wie zum Beispiel Rolf Härer (CDU), der „lange hin- und hergerissen war“, wie er sagte.

Auf der einen Seite stehe eine gute Idee des Jugendhauses, auf der anderen Seite die Gefahr, Niefern könne damit auswärtige Sprayer anziehen. Jürgen Aydt (SPD), Nicole Saam und Vera Kollmar (beide CDU), Volker Siedentopf (LMU) und Sabine Albrecht (Freie Wähler) machten sich alle für das Projekt des Mädchentreffs stark. Kim Burkhardt (FW/FDP) hielt dagegen: „Kriminelle Sprayer ticken anders, das zeigen viele Studien.“

Autor: Ralf Steinert