Ölbronn-Dürrn
Ölbronn-Dürrn -  01.06.2020
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Lärmschutz bereitet den Planern in Dürrn gehörig Kopfzerbrechen: Das steckt hinter der Verzögerung des Baugebiets

Ölbronn-Dürrn. Das in Dürrn geplante Neubaugebiet „Ob dem Obern Dorf“ gerät ins Stocken. Das wurde in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats deutlich, die unter Einhaltung aller Abstands- und Hygieneregeln in der Dürrner Gemeindehalle stattfand. Grund ist der Lärm, der aus dem angrenzenden Gewerbegebiet „West“ kommen könnte.

Nahezu alle Betriebe des Gebiets haben über eine Anwaltskanzlei im Rahmen der Auslegung des Bebauungsplans gravierende Bedenken geltend gemacht. Im Wesentlichen befürchten sie, dass sie durch das Neubaugebiet in ihren Entfaltungsmöglichkeiten eingeschränkt sein könnten, vor allem in den Produktionsbereichen, in denen teilweise im Schichtbetrieb gearbeitet wird oder werden könnte.

In diesem Fall könnten unter Umständen die vorgegebenen Lärmorientierungswerte im Neubaugebiet insbesondere in den Nachtstunden nicht eingehalten werden. Die Verwaltung hat ihren Schallgutachter gebeten, Lösungsmöglichkeiten auszuarbeiten – mit einem ernüchternden Ergebnis, das auch durch weitere Untersuchungen zunächst nicht besser wurde. Eine juristische Bewertung der gutachterlichen Ausarbeitungen machte deutlich: Das Projekt kann auf der aktuellen Basis nicht weiterverfolgt werden. Die Verwaltung beauftragte daraufhin ein weiteres Büro, sich mit der Problemstellung auseinanderzusetzen. Dort sieht man zwar Lösungsansätze, aber die sind mit einem erheblichen zeitlichen Aufwand verbunden und führen zu einer Verzögerung. Ein ganzes Bündel von Maßnahmen wäre nötig, um die zulässigen Lärmgrenzwerte einzuhalten.

Lärmschutzwände notwendig

Unter anderem müsste man mit Lärmschutzwänden arbeiten und zumindest einen Teil des Neubaugebiets vom allgemeinen Wohngebiet zum Mischgebiet machen. Die klassischen Wohnhäuser im rückwärtigen Teil sollen davon aber wohl nicht betroffen sein. Der Planer sei guter Dinge, dass man es hinbekomme, sagte Bürgermeister Norbert Holme, der die ganze Entwicklung trotzdem „höchst unerfreulich“ findet.

Helmut Schneider (Freie Wähler) stellte die Frage, ob es in der Vergangenheit Versäumnisse gegeben habe, die einem jetzt auf die Füße fallen. Holme gab zu: Man habe einiges unterschätzt. Trotzdem will er das Gebiet nicht komplett einstampfen und sieht es nach wie vor als „Riesenchance“.

Er habe die Hoffnung, dass man die neue Planvariante noch vor der Sommerpause auf den Weg bringen könne. Weil das Projekt weitergeführt werden soll, beschloss der Rat mehrheitlich, eine Ausfallbürgschaft über 3,5 Millionen Euro für den Erschließungsträger zu übernehmen, damit dieser günstigere Kreditkonditionen erhält. Und der Rat stimmte dafür, bei erfolgreichem Abschluss des Bebauungsplan- und Umlegungsverfahrens einem privaten Investor eine 5000 Quadratmeter große Fläche in dem Gebiet zuzusichern, damit dort ein Supermarkt entstehen kann. Trotz der nun aufgetretenen Probleme beim Lärmschutz hat der Investor laut Holme Interesse an der Umsetzung seines Projekts. Über den Kaufpreis müsse man aber zu gegebener Zeit noch reden.

Auf Benjamin Dieterles (FW) Anregung hin wurde ein Passus aufgenommen, dass die Konditionen noch ausgehandelt werden müssen und die unterste Preisgrenze der Gewerbepreis sein soll.

Während der Ratssitzung musste sowohl von den Räten als auch von den Zuhörern ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Wegen der angekündigten Maskenpflicht hätten zwei Ratsmitglieder ihre Teilnahme abgesagt, erklärte Holme.

Autor: Nico Roller